Uracil

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
keine GHS-Piktogramme
H- und P-Sätze H: keine H-Sätze
P: keine P-Sätze

Uracil (U, Ura) ist eine der vier wichtigsten Nukleinbasen in der RNA, zusammen mit Adenin, Cytosin und Guanin. In der DNA steht an seiner Stelle Thymin. Es ist eine heterocyclische organische Verbindung mit einem Pyrimidingrundgerüst und zwei Substituenten (Sauerstoffatome an den Positionen 2 und 4). Die Nukleoside von Uracil sind das Uridin in der RNA und das sehr seltene Desoxyuridin in der DNA. In der Watson-Crick-Basenpaarung bildet es zwei Wasserstoffbrücken mit Adenin.

Geschichte

Uracil wurde 1900 in Marburg als ein Spaltprodukt des Nukleins aus Hefe von dem Italiener Alberto Ascoli isoliert, beraten durch seinen Lehrer Albrecht Kossel. Der Name für Uracil geht jedoch auf den Leipziger Chemiker Robert Behrend zurück, der 1885 die Struktur dieser Verbindung aus dem Methyl-Derivat hergeleitet hatte – bei seinen Versuchen, Abkömmlinge der Harnsäure zu synthetisieren.

Strukturformel
Strukturformel von Uracil
Allgemeines
Name Uracil
Andere Namen
  • Pyrimidin-2,4(1H,3H)-dion
  • 2,4-Pyrimidindion
Summenformel C4H4N2O2
Kurzbeschreibung weißer, pulvriger Feststoff
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 66-22-8
EG-Nummer 200-621-9
ECHA-InfoCard 100.000.565
PubChem 1174
DrugBank DB03419
Eigenschaften
Molare Masse 112,09 g/mol
Aggregatzustand fest
Schmelzpunkt 334 °C
Löslichkeit mäßig löslich in kaltem Wasser,
leicht löslich in heißem Wasser
Thermodynamische Eigenschaften
ΔHf0 −429,4 kJ/mol

Darstellung

Uracil lässt sich durch Kondensation von Harnstoff mit 3-Oxopropansäure („Formylessigsäure“, C3H4O3) erhalten. Die C3-Komponente ist jedoch in diesem Fall nicht lagerfähig und wurde daher durch Äpfelsäure ersetzt. Diese wird in konzentrierter Schwefelsäure unter Wasserabspaltung decarbonyliert, verliert also Kohlenmonoxid. Die in situ gebildete 3-Oxopropansäure kondensiert mit dem Harnstoff in der schwefelsauren Lösung unter zweifacher Abspaltung von Wasser.

Synthese von Uracil aus Äpfelsäure über 3-Oxopropansäure

Eigenschaften

Uracil ist ein weißer, pulvriger Feststoff, der bei 341 °C schmilzt.

Die Verbindung wurde beim hydrolytischen Abbau von Nukleinsäuren entdeckt. Eine Röntgenkristallstrukturanalyse bewies, dass von den möglichen tautomeren Formen im festen Zustand (mehrere desmotrope Formen existieren) die Dioxo-Form vorliegt.

Tautomere Formen von Uracil

Uracil ist eine schwache Säure (pKa = 9,45). Die Aciditätskonstante liegt im Bereich von Phenol (pKa = 10,0) und anderen Enolen. Im Uracil-Anion ist die negative Ladung delokalisiert (mesomere Grenzstrukturen). Daher löst sich Uracil in wässrigen Alkalien und wässrigem Ammoniak.

Dissoziation von Uracil

Biologische Bedeutung

Uracil kommt im Körper hauptsächlich an Ribosephosphat gebunden vor, entweder als eines der Nukleotide Uridinmonophosphat (UMP), Uridindiphosphat (UDP) oder Uridintriphosphat (UTP) oder als Bestandteil der Ribonukleinsäure (RNA).

Bestandteil der RNA

Uracil bildet über die 4-Oxogruppe und die N–H-Gruppe die Basenpaarung zu Adenin mit zwei Wasserstoffbrücken aus.

Strukturformel eines A-U-Basenpaars

Physiologisch wird Uracil nur in die einsträngige RNA, nicht aber in die doppelsträngige Desoxyribonukleinsäure (DNA) eingebaut. Zur Paarung mit Adenin kommt es während der Transkription, in den Schleifen (Loops) der tRNA und während der Translation (Proteinbiosynthese).

Nukleoside

Uracil bildet mit Ribosen zwei verschiedene Nukleoside, das Uridin (U) (Verknüpfung über das N1-Atom) und das Pseudouridin (Ψ) (Verknüpfung über das C5-Atom).

Pseudouridin (rechts) wird aus Uridin (links) durch eine Ψ-Synthase gebildet.

Nukleotide

Über die Phosphorylierung des Uridins am C5-Atom der Ribose gelangt man zu den wichtigen Nukleotiden Uridinmonophosphat (UMP), Uridindiphosphat (UDP) und Uridintriphosphat (UTP).

Strukturformel von UTP

Vergleich von Uracil und Thymin

Desaminierung von Cytosin (C) zu Uracil (U)

In RNA kommen als Nukleobasen neben den Purin-Basen Adenin (A) und Guanin (G) die beiden Pyrimidin-Basen Cytosin (C) und Uracil (U) vor, in DNA anstelle von Uracil das Thymin (T). Aus einem Cytosin kann relativ einfach durch Desaminierung und Hydrolyse ein Uracil entstehen, wodurch dann die Basensequenz geändert (mutiert) wird und die in der Nukleotidsequenz genetisch codierte Information verändert werden kann.

Thymin (T)

Vom Uracil unterscheidet sich Thymin durch eine zusätzliche Methylgruppe (5-Methyl-Uracil); es kann daher nicht ganz so einfach aus Cytosin entstehen. In einer DNA auftretendes Uracil kann von spezifischen Reparaturenzymen als mutierte Base erkannt, entfernt und gegen Cytosin ausgetauscht werden (Basenexzisionsreparatur).

 

Biochemischer Abbau

Uracil wird zu Kohlenstoffdioxid (CO2), zwei Ammoniumionen (NH4+) und 3-Oxopropansäure abgebaut. Letzteres reagiert weiter zu Malonyl-CoA, das zum Beispiel in der Fettsäuresynthese Verwertung finden kann.

 

Verwandte Verbindungen und Derivate

Dihydrouracil.svg 1-Methyluracil Structural Formula V2.svg 3-Methyluracil.svg Thymin.svg Fluorouracil.png 5-Chlorouracil.svg 5-Bromouracil structure.png 5-Ioduracil Structural Formula V2.svg
Dihydrouracil
 
1-Methyluracil
 
3-Methyluracil
 
5-Methyluracil
(= Thymin)
5-Fluoruracil
 
5-Chloruracil
 
5-Bromuracil
 
5-Ioduracil
 
D-glucopyranosyloxymethyluracil.svg
Glucopyranosyloxymethyluracil
 
Trenner
Basierend auf einem Artikel in: Extern Wikipedia.de
Seitenende
Seite zurück
©  biancahoegel.de
Datum der letzten Änderung: Jena, den: 25.11. 2024