Paul Rudolph

Mathematiker, Optiker, Erfinder

geboren: 14. November 1858 in Kahla
gestorben: 08. März 1935 in Nürnberg


Nach Mittlerer Reife und einjährig-freiwilligem Militärdienst destand Rudolph in Altenburg(Thür.) als Externer das Abitur mit Auszeichnug und studierte Mathematik und Physik in München, Leipzig und Jena, wo er Assistent von Ernst Abbe war.
Auf Vorschlag von Ernst Abbe trat Rudolph 1886 als Optikrechner in die Fa. Carl Zeiss in Jena ein, unterstützte Abbe bei der Entwicklung der apochromatischen Mikroskopobjektive und berechnete die Zeiss-Feldstecher mit erweitertem Gesichtsfeld.

1888 begann er mit der Entwicklung von Fotoobjektiven. Mit seinem Prinzip der achromatischen, anastigmatischen Bildfeldebnung durch gegensätzliche Brechzahlabstufung verkitteter Sammel- und Zerstreuungslinsen im Objektivvorder- und hinterglied entwickelte Rudolph 1889 den neuen Fotoobjektivtyp des Anastigmaten aus einem stark sammelnden, sphärisch korregierenden Alt- und einem schwach sammelden Neuachromaten zur Bildfeldebnung.
Diese „Protare" ermöglichten die moderne Fotooptik und den Segeszug der Fotografie. Mit dem „Zeiss-Planar" 1:3,6 schuf Rudolph 1896 den noch heute gebräuchlichsten Fotoobjektivtyp des lichtstarken Doppel-Gauß-Objektivs, der sich allerdings erst in den 1930er Jahren nach Erfindung der Kleinbildfotografie und des Antireflexbelages durchsetzen konnte.

Um den Gaußfehler zu beheben, erfand Rudolph hyperchromatische Kittglieder aus Gläsern gleicher Brechzahl und verschiedener Dispersion,die die Wirkung damals nicht bekannter hoch brechender Krongläser simulieren.

Der 1897 von Rudolph entwickelte „Anamorphot" war die Voraussetzung für die Breitwandkinotechnik.

Tessar schematisch.

Das als „Adlerauge der Kamera" berühmte, bis in die 1970er Jahre in großen Stückzahlen gefertigte „Zeiss-Tessar" erfand Rudolph 1902.

Das von ihm 1899 gegründete „Palmos-Ges." in Jena geriet wegen der Unbrauchbarkeit der von Rudolph entwickelten Kameramodelle in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Die Firma wurde per 21. Dezember 1901 aufgelöst und in die Kameraabteilung von Zeiss eingegliedert.

Seit 1897 lag Rudolph mit Zeiss wegen Patenten, Lizenzen und der Einstellung des Zeiss-Kamerabaus im Streit, der trotz Anstellung auf Lebenszeit und eines vergleichenden Schiedsverfahren 1910 zum Ausscheiden Rudolphs aus dem Zeis-Wek am 01.04.1911 führte; sein Nachfolger wurde Ernst Wandersleb. Da Zeiss 1913 eine Mitarbeit von Rudolph bei der Fa. Voigtländer u Sohn in Braunschweig ablehnte, zog Rudolph sich auf sein Gut ins Vogtland zurück.

1920 im Alter von 61 Jahren nahm Rudolph ein Angebot des Zeiss-Konkurrenten Hugo Meyer aus Görlitz in Sachsen an.

Das von Rudolph 1918 während seines Zivildienstes bei Zeiss im 1. Weltkrieg entwickelte Plasmatobjektiv 1:4,5 wurde seit 1919 von der Firma Meyer in Görlitz ohne großen Umsatz gebaut. Für dieses Unternehmen entwickelte Rudolph anschließend die lichtstarken Kinoplasmate 1:2 und 1:1,5 sowie 1931 den Kleinbildplasmaten 1:2,7, die aber nicht die Bedeutung des Protars, des Planars und des Tessars erlangten.


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Datum der letzten Änderung:  Jena, den: 03.03. 2018