Siegfried Czapski
deutscher Physikergeboren: 28. Mai 1861 auf dem Gut Obra bei Koschmin, Provinz Posengestorben: 29. Juni 1907 in Weimar |
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Ab 1872 Gymnasium in Breslau und 1879 dort Abitur. Anschließend Studium in Göttingen, Breslau und Berlin. Hier studierte er bei den Physikern Hermann von Helmholtz und Gustav Robert Kirchhoff. Seine Dissertation reichte er im November 1883 bei Helmholtz und Kirchhoff ein. Im Dezember schlossen sich die Doktorprüfungen an, in Physik bei Helmholtz und Kirchhoff, in Mathematik bei Leopold Kronecker und in Philosophie bei Eduard Zeller. Im Februar 1884 schloss er seine Promotion mit dem Rigorosum ab.
Zu seinem Interesse für die physikalische und technische Optik passte es, dass er ab dem 1. Juli für Carl Bambergs Werkstätte für wissenschaftliche Präcisions-Instrumente (später Askania Werke) arbeiten konnte. Um diese Gebiete auszuloten, wandte er sich an Ernst Abbe von den Zeiss-Werken in Jena. Abbe machte Czapski kurzerhand zu seinem Assistenten, was er bis 1886 blieb und bezog ihn in seine Diskussionen mit dem Physiker Leonhard Sohncke von der Universität Jena ein. Nachdem Czapski bis 1886 als Assistent noch eine relativ lose Anbindung an die Firma Zeiss hatte und parallel immer noch Aufträge für Bamberg annahm, änderte sich diese Situation mit einem festen Vertrag, der ihn (mit Zustimmung Carl und Roderich Zeiss') zu Abbes engstem Mitarbeiter machte.
Mit Abbe und Otto Schott in Jena sowie Leopold Dippel in Darmstadt war Czapski gleich zu Beginn seiner Jenaer
Zeit an der Konstruktion und Herstellung
einer neuen Mikroskop-Optik beteiligt. Später folgte die technische Realisierung eines binokularen Mikroskops nach Ideen des amerikanischen Biologen
Horatio S. Greenough. Die Produktpalette der expandierenden Firma wuchs: 1890 begann die Produktion von fotografischen Objektiven,
1892/93 optische Messgeräte, 1893/94 maßgeblich von Czapski mitentwickelte Prismen-Feldstecher, 1897 astronomische Instrumente und 1901 Bildmessgeräte.
Ab 1891 war er einer von drei Geschäftsführern der Firma Carl Zeiss.
Nach der Gründung der Carl Zeiss-Stiftung 1889 durch Abbe und 1891 der vollständigen Überführung der Firma Zeiss ins Eigentum der Stiftung sowie der Hälfte der Firma Schott wurde Czapski stellvertretender Bevollmächtigter der Stiftung. Neben Abbe und einem Stiftungskommissar aus dem Großherzoglich-Sächsischen Staatsministerium in Weimar (zuerst war das Karl Rothe, ab 1899 der Geheime Regierungsrat Max Vollert) übernahm Czapski mehr und mehr Funktionen in der Firmenleitung, worunter seine Gesundheit zunehmend litt. Abbe bezog neben dem Universitätskurator Heinrich von Eggeling und dem Juristen Eduard Rosenthal auch Czapski in die Ausarbeitung des Stiftungs-Statuts ein, wodurch jener sich zunehmend mit Fragen und Problemen der Arbeiterschaft beschäftigen musste. Die Arbeiten am Statut wurden 1895/96 abgeschlossen.
Nach Abbes Ausscheiden aus der Geschäftsleitung 1903 wurde Czapski zu dessen Nachfolger und zum Bevollmächtigten der Stiftung ernannt. Mit großem Engagement setzte er sich gegenüber der Stadt Jena für den Bau einer öffentlichen Lesehalle und des Volkshauses ein. Auf der Trauerfeier für Abbe am 17.1.1905 sprach Czapski im Namen des Unternehmens die Abschiedsworte.
Am 29. Juni 1907 starb er an einer Lungenembolie in Folge einer Blinddarmoperation. So überlebte er seinen väterlichen Freund Ernst Abbe, dessen
Weggefährte und Nachfolger er war, nur um zweieinhalb Jahre.
Seine Grabstätte befindet sich auf dem Nordfriedhof zu Jena.
Eine Straße in Jena wurde nach ihm benannt.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 06.01. 2022