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Photogrammetrie

Photogrammetrie oder Fotogrammetrie, auch Bildmessung genannt, ist eine Gruppe von berührungslosen Messmethoden und Auswerteverfahren, um aus Fotografien eines Objektes durch Bildmessung seine Lage und Form indirekt zu bestimmen sowie durch Bildinterpretation dessen Inhalt zu beschreiben. Neben Fotografien kommen aber auch andere Sensoren zum Einsatz wie Radar mit synthetischer Apertur (SAR) und Laserscanner. Im Gegensatz zu anderen Fachgebieten wie Fernerkundung, Kartografie oder Computer Vision, die ebenfalls mit berührungslosen Sensoren arbeiten, steht bei der Photogrammetrie die exakte dreidimensionale geometrische Rekonstruktion des aufgenommenen Objekts im Vordergrund. Im Regelfall werden dafür die Bilder mit speziellen Messkameras aufgenommen. Das Ergebnis wird meist als digitales Modell (Digitales Geländemodell) und in Form von Bildern, Plänen und Karten dargestellt.

Die Photogrammetrie lässt sich auf unterschiedliche Art und Weise einteilen. Nach Aufnahmeort und Entfernung unterscheidet man zwischen Luftbild- und Satellitenphotogrammetrie, terrestrischer Photogrammetrie und Nahbereichsphotogrammetrie. Die terrestrische Photogrammetrie (Erdbildmessung), bei der die Messbilder von erdfesten Standpunkten aus aufgenommen werden (Fototheodolit), wird im geodätischen Bereich zum Beispiel bei topografischen Aufnahmen im Hochgebirge und bei Ingenieurvermessungen genutzt. Dabei sind die Aufnahmeentfernungen in der Regel kleiner als 300 m und werden dann als Nahbereichsphotogrammetrie bezeichnet. Bei der Aerophotogrammetrie (Luftbildmessung) werden die Messbilder vorwiegend zur Herstellung topografischer Karten, für Katastermessungen und zur Gewinnung eines Höhenmodells mit einer →Messkamera vom Flugzeug (oder Satellit) aus aufgenommen (Luftbildfotografie). Bei der Verwendung von Radar anstatt Licht spricht man auch von Radargrammetrie.

Bei der Meßtischphotogrammetrie (seit 1859) werden aus Meßbildern, die von den Endpunkten einer bekannten Basis aufgenommen sind, die Richtungen nach den einzelnen Punkten des Gegenstandes entnommen, zum Schnitt gebracht und so das Objekt nach einzelnen Punkten graphisch oder rechnerisch rekonstruiert (Aufmessen von Architekturdenkmälern). Die Schwierigkeit der Identifizierung zusammengehöriger Punkte wird durch die Stereophotogrammetrie überwunden. Bei ihr wird das Meßbildpaar, das in der Regel mit horizontalen und parallelen Aufnahmerichtungen ausgeführt ist, in einem Stereokomparator (1901 von C. Pulfrich, Zeiss-Werke) betrachtet. Man sieht ein vergrößertes optisches Modell des aufgenommenen Objekts und eine räumliche Meßmarke, die im Modellraum für die Messung auf jede beliebige Stelle des Raummodells aufgesetzt werden kann.
Der eingestellte Punkt wird dann nach Lage und Höhe im gewählten Kartenmaßstab zeichnerisch oder rechnerisch erhalten. Der Stereoautograph (1911 von E. v. Orel, Zeiss-Werke) ermöglicht, die eingestellten Punkte unmittelbar auf dem Plan zu kartieren und Höhenlinien und Geländesituation automatisch zu zeichnen. Zu größter Bedeutung ist in den letzten Jahrzehnten die Luftbild-Photogrammetrie gelangt, die sich seit etwa 1900 entwickelte. Die Reihenmeßkammer wurde vervollkommnet. Automatische Kartiergeräte für Luftaufnahmen sind der Aerokartograph (1922 von R. Hugershoff) und der Stereoplanigraph (1923 von W. Bauersfeld, Zeiss-Werke), die die Kartierung von Luftaufnahmen für den allgemeinen Fall beliebig gerichteter Aufnahmeachsen ermöglichen, sofern nur das auszuwertende Bildpaar der stereoskopischen Betrachtung zugeführt werden kann. In Stereokameras werden durch zwei in Augenabstand voneinander entfernte Objektive zwei Bilderaufgenommen, die nach Fertigstellung durch das Stereoskop oder neuerdings bei Projektion der beiden Bilder durch Polarisationsbrillen betrachtet und dabei zu einem räumlich wirkenden Bild vereinigt werden

Ausführlicher hier: Vom Luftbild zur Karte.


 
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Datum der letzten Änderung : Jena, den: 11.10. 2025