Normatmosphäre

Die Normatmosphäre, Normalatmosphäre oder Standardatmosphäre ist ein Begriff aus der Luftfahrt und bezeichnet idealisierte Eigenschaften der Erdatmosphäre.

Die Internationale Standardatmosphäre (engl. International Standard Atmosphere, ISA) ist von der International Civil Aviation Organization (ICAO) definiert worden. Sie stellt eine Atmosphäre dar, bei der die Größen Luftdruck, Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit sowie Temperaturabnahme je 100 m Höhenstufe Werte haben, die ungefähr gleich den auf der Erde herrschenden Mittelwerten sind. Damit entspricht die internationale Standardatmosphäre etwa den in mittleren Breiten von 40° nördlicher Breite herrschenden Druck- und Temperaturverhältnissen (15 °C und 1013,25 hPa = 1 atm). Beabsichtigt ist die Schaffung einer international einheitlichen Bezugsgröße und nicht die genaue Beschreibung der aktuellen, lokalen Atmosphäre. Die internationale Standardatmosphäre entspricht bis 20 km Höhe der US-Standardatmosphäre 1976.

Zuvor wurde ein Standard verwendet, der als Internationale Normatmosphäre bekannt war. In Deutschland gab es zudem die DIN-5450-Normatmosphäre, 1975 wurde die Normatmosphäre in der DIN ISO 2533 festgelegt.

Anwendung

Luftfahrt

Standardatmosphäre

Die definierten Eigenschaften werden z.B. benötigt, um bei einem Triebwerkslauf in einem Teststand die Leistungswerte auf einen neutralen Standard zu korrigieren und eine Aussage darüber treffen zu können, ob dieses Triebwerk ausreichend Schub produziert, um ein Flugzeug auf der Startbahn ausreichend zu beschleunigen.

Die Verwendung einer Normatmosphäre ist notwendig, um Leistungsdaten von Fluggeräten, Triebwerken und Raketen zu berechnen. Außerdem dient sie zum Kalibrieren von Druckmessgeräten wie Höhen- und Geschwindigkeitsmesser.

Für diese gelten auf mittlerem Meeresniveau folgende Bedingungen:

Parameter metrisch angloamerikanisch  
Feuchtigkeit / H2O 0 rel. %  
Druck p0 1013,25 hPa 29,92 inHg Physikalische Atmosphäre
Dichte ρ0 1,225 kg/m3 0,002378 slug/ft3  
Temperatur T0 15 °C / 288,15 K 59 °F / 518,67 °R  
Schallgeschwindigkeit a0 340 m/s 1116,4 ft/s  
Gravitation 9,80665 m/s2 32,174 ft/s2 Normfallbeschleunigung

Zudem ist auch die Einteilung der Atmosphäre beschrieben. Hierbei gilt:

Die Temperatur T in einer Höhe h unterhalb der Tropopause lässt sich mit folgender Formel berechnen:

Metrisches System: {\displaystyle T=T_{0}-6{,}5\mathrm {K} \cdot {\frac {h}{1000\,\mathrm {m} }}}

Imperiales System: {\displaystyle T=T_{0}-3{,}564^{\circ }\mathrm {F} \cdot {\frac {h}{1000\,\mathrm {ft} }}}

Die Einheit der Höhe h (Meter bzw. Fuß) kürzt sich mit der Längeneinheit des Temperaturgradienten oder ergibt einen zusätzlichen Umrechnungsfaktor.

Terrestrische Refraktion

Siehe auch: Terrestrische Refraktion

Ähnliche Modelle

US-Standardatmosphäre 1976

Die ICAO (International Civil Aviation Organization) hat 1976 mit ICAO-Dokument 7488 für die Luftfahrt eine allgemein gültige und verbindliche Normatmosphäre definiert. Diese ersetzt eine Vorläuferversion von 1962. Als einheitliche Bedingungen auf Meereshöhe, die einem mittleren Niveau gemäßigter Breiten entsprechen, werden definiert:

Der Temperaturverlauf mit der Höhe wird gemäß folgender Tabelle definiert, wobei zwischen den explizit definierten Ebenen linear interpoliert wird. Die oberste Ebene ist zugleich die Obergrenze dieses Modells.

Standardatmosphäre 1976 bis 90 km Höhe
Standardatmosphäre 1976
geopot. Höhe h
in m
geometr. Höhe z
in m
Temperatur T
in °C
Luftdruck p
in Pa
00.000 00.000 15,0 101.325,0000
11.000 11.019 −56,5 022.632,0000
20.000 20.063 −56,5 005.474,9000
32.000 32.162 −44,5 000.868,0200
47.000 47.350 0−2,5 000.110,9100
51.000 51.413 0−2,5 000.066,9390
71.000 71.802 −58,5 000.003,9564
84.852 86.000 −86,2 000.000,3734

Außerdem werden u.a. folgende Werte als Konstanten definiert:

Die Luftdichte auf Meereshöhe errechnet sich daraus zu 1,225 kg/m³.

Es wird angenommen, dass die Luft bestimmte Gesetzmäßigkeiten in idealer Weise erfüllt, insbesondere die allgemeine Gasgleichung. Damit lässt sich der höhenabhängige Luftdruck berechnen. Für die unterste Schicht erhält man so die internationale barometrische Höhenformel. Für Schichten mit linearem Temperaturverlauf ergibt sich die Barometrische Höhenformel mit linearem Temperaturverlauf.

Die Standardatmosphäre arbeitet mit Standarddruckflächen der geopotentiellen Höhen, nachdem die Erdbeschleunigung als höhenunabhängig angenommen wird: {\displaystyle g(h)=g_{0}}. In niedrigen Höhen stimmen diese mit den sonst üblichen geometrischen Höhen ziemlich gut überein, aber in größeren Höhen muss man für höhere Genauigkeit anstelle der geometrischen Höhe z die geopotentielle Höhe h einsetzen, die dem o.g. homogen gedachten Gravitationsfeld entspricht. Die Beziehung zwischen beiden Höhen ist gegeben durch:

{\displaystyle z(h)={\frac {R_{\text{Erde}}}{R_{\text{Erde}}-h}}\cdot h\Leftrightarrow h=\left(1-{\frac {h}{R_{\text{Erde}}}}\right)\cdot z}

Jacchia-Referenzatmosphäre

Die besonders in der Raumfahrt verwendete Jacchia-Referenzatmosphäre beschreibt ein Atmosphärenmodell, das für Höhen von 90 bis 2.500 km Atmosphärenwerte wie Temperatur, Dichte, Druck und weitere definiert. Im Unterschied zur Internationalen Standardatmosphäre werden zusätzlich unterschiedliche Werte in Abhängigkeit von Breitengrad und Jahreszeit sowie geomagnetische und solare Effekte berücksichtigt. Als Ergänzung muss für niedrigere Höhen ein weiteres Atmosphärenmodell hinzugezogen werden.

Das Jacchia-Referenzatmosphären-Modell wurde erstmals 1970 von Luigi Giuseppe Jacchia veröffentlicht und 1971 sowie 1977 aktualisiert. Es basiert auf Luftwiderstandsmessdaten von Raumflügen.

NRLMSISE-00-Modell

Das neuere NRLMSISE-00-Modell aus dem Jahr 2000 bietet Referenzwerte für Höhen von der Erdoberfläche bis in den Weltraum.

Siehe auch

Trenner
Basierend auf einem Artikel in: Extern Wikipedia.de
Seitenende
Seite zurück
© biancahoegel.de
Datum der letzten Änderung: Jena, den: 30.11. 2022