Modul (Mathematik)
Ein Modul [ˈmoːdul] (Maskulinum, Plural: Moduln [ˈmoːduln], die Deklination ist ähnlich wie die von Konsul) ist eine algebraische Struktur, die eine Verallgemeinerung eines Vektorraums darstellt.
Moduln über einem kommutativen Ring mit Einselement
Ein Modul über einem kommutativen Ring mit Einselement ist eine abelsche Gruppe zusammen mit einer Abbildung
- (genannt Multiplikation mit Skalaren, Skalarmultiplikation[1]),
so dass gilt:
Fordert man zusätzlich noch , so nennt man den Modul unitär.
Ein Vektorraum ist dann ein spezieller Modul, dessen Ring ein Körper ist. Damit kann man in der Definition die Axiome eines Vektorraums direkt abschreiben und überall Körper durch Ring ersetzen.
Das Studium dieser Moduln ist Gegenstand der kommutativen Algebra.
Abelsche Gruppen
Jede abelsche Gruppe ist auf eindeutige Weise ein unitärer -Modul. Wegen
sind höchstens
und analog
(für ) denkbar. Da diese einzig mögliche Verknüpfung aber die Modulaxiome erfüllt, folgt die Behauptung. (Hier wurde die abelsche Gruppe additiv geschrieben.)
Vektorräume mit einer linearen Abbildung in sich selbst
Sei der Polynomring über einem Körper . Dann entsprechen die -Moduln eins-zu-eins den Paaren bestehend aus einem -Vektorraum und einem Endomorphismus von .
- Sei ein -Modul. Wir stellen fest, dass auch ein -Vektorraum ist, da in eingebettet ist. Sei dieser Vektorraum. Das zu gehörige Paar ist nun , wobei durch
-
- gegeben ist.
- Zu einem Paar definieren wir eine -Modulstruktur durch
-
- und setzen das -linear auf fort, d.h. für alle
setzen wir
Ringideale
Jeder Ring ist ein Modul über sich selbst mit der Ringmultiplikation als Operation. Die Untermoduln entsprechen dann genau den Idealen von (da in diesem Abschnitt kommutativ ist, brauchen wir nicht zwischen Links- und Rechtsidealen zu unterscheiden).
Moduln über einem beliebigen Ring
Es sei ein Ring. Ist nicht kommutativ, so muss man zwischen Links- und Rechtsmoduln unterscheiden.
Ein -Linksmodul ist eine abelsche Gruppe zusammen mit einer Abbildung
die in beiden Argumenten additiv ist, d.h. für alle gilt
- und
und für die
- für alle
gilt. Wird vorausgesetzt, dass ein unitärer Ring ist, so fordert man meist auch, dass der -Linksmodul unitär ist, d.h.
- für alle .
Ein -Rechtsmodul ist eine abelsche Gruppe zusammen mit einer in beiden Argumenten additiven Abbildung
so dass
- für alle
Ein Rechtsmodul über einem unitären Ring ist unitär, wenn
- für alle gilt.
Ist kommutativ, so stimmen die Begriffe Links- und Rechtsmodul (bis auf die Schreibweise) überein, und man spricht einfach von -Moduln.
Alternative Definitionen
- Ein -Linksmodul ist eine abelsche Gruppe zusammen mit einem (ggf. unitären) Ringhomomorphismus
-
- Dabei ist
der Ring der Endomorphismen
von
mit der Verkettung
als Produkt:
- für
- Ein -Rechtsmodul ist eine abelsche Gruppe zusammen mit einem (ggf. unitären) Ringhomomorphismus
-
- Dabei sei
der Gegenring des
Endomorphismenrings, das heißt der Ring der Endomorphismen von
mit der Rechtsverkettung als Produkt:
- für
Bimoduln
Es seien und Ringe. Dann ist ein --Bimodul eine abelsche Gruppe zusammen mit einer -Linksmodul- und einer -Rechtsmodulstruktur, so dass
- für
gilt.
Alternativ ist ein --Bimodul eine abelsche Gruppe zusammen mit einem Ringhomomorphismus
Wechsel des Rings
und seien Ringe und sei ein Ringhomomorphismus. Für jeden -Modul definiert die Vorschrift
eine -Modulstruktur auf , die die mit und der -Modulstruktur assoziierte genannt wird. Dieser -Modul wird mit oder mit bezeichnet. Ist insbesondere ein Unterring von und die kanonische Einbettung, dann wird der durch Einschränkung der Skalare von auf erhaltene -Modul genannt.
Ist ein Untermodul von , dann ist ein Untermodul von und
Moduln über einer assoziativen Algebra
Ist ein kommutativer Ring und eine assoziative R-Algebra, so ist ein -Linksmodul ein -Modul zusammen mit einem -Modulhomomorphismus
so dass
- für
gilt.
Ein -Rechtsmodul ist ein -Modul zusammen mit einem -Modulhomomorphismus
so dass
- für
gilt.
Unitäre Moduln und Bimoduln sind analog zum Fall der Ringe definiert.
Moduln über einer Lie-Algebra
Es sei eine Lie-Algebra über einem Körper . Ein -Modul oder eine Darstellung von ist ein -Vektorraum zusammen mit einer -bilinearen Abbildung
so dass
- für
gilt.
Alternativ ist ein -Modul ein -Vektorraum zusammen mit einem Homomorphismus von Liealgebren über
dabei ist die -Algebra der Endomorphismen von mit dem Kommutator als Lieklammer.
-Moduln sind dasselbe wie Moduln unter der universellen einhüllenden Algebra von .
Moduln über einer Gruppe
Es sei eine Gruppe. Ein -Modul oder genauer -Linksmodul ist eine abelsche Gruppe zusammen mit einer äußeren zweistelligen Verknüpfung
- ,
so dass
- für alle
und
- für alle
sowie
- für das neutrale Element von und für alle
gilt.
Ein -Rechtsmodul ist analog definiert; die zweite Bedingung ist durch
- für alle
zu ersetzen.
Alternativ dazu ist ein -(Links-)Modul eine abelsche Gruppe zusammen mit einem Gruppenhomomorphismus
dabei ist die Gruppe der Automorphismen von mit der Verknüpfung
- für
Ein -Rechtsmodul ist eine abelsche Gruppe zusammen mit einem Gruppenhomomorphismus
das Produkt auf ist durch
- für
gegeben.
Ist weiter ein Ring, so ist ein --Modul eine abelsche Gruppe mit einer -Modul- und einer -Modulstruktur, die in dem folgenden Sinne kompatibel sind:
- für
Alternativ ist ein --Modul ein -Modul zusammen mit einem Gruppenhomomorphismus
dabei ist die Gruppe der Automorphismen von als -Modul.
--Moduln sind dasselbe wie Moduln über dem Gruppenring .
Ist speziell ein Körper, so stimmt der Begriff des --Moduls mit dem der -linearen Darstellung von überein.
Siehe auch
- Basis (Modul)
- Darstellungstheorie
- einfacher Modul
- freier Modul
- Gruppenoperation
- Moduln über Hauptidealringen
- Modulhomomorphismus
- Untermodul
Anmerkungen
- ↑ nicht zu verwechseln mit Skalarprodukt
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 16.12. 2020