Zeiss Ikon AG

Im Jahr 1924 haben die Ica 60, die Contessa 40 und Goerz 80 verschiedene Typen von Kameras, deren Teile nicht Kompatibel waren, hergestellt.

Der Fotomarkt gehörte bereits vor dem Ersten Weltkrieg zu den am härtesten umkämpften Märkten in Deutschland und darüber hinaus. Um in dieser Branche bestehen oder gar dominieren zu können, mussten alle betriebswirtschaftlichen Register gezogen werden. In der Tat hatte man im Hause Zeiss die Entwicklung sehr genau beobachtet und sich das Heft nie wirklich aus der Hand nehmen lassen. Es bedurfte eines weitsichtig denkenden und handelnden Managements, den Status quo zu halten und die eigene Position auszubauen. Der strategische Kopf und dafür zuständige Fachmann in der Leitung war Rudolf Straubel. Er hatte bereits 1909 daraufhingewirkt, dass die Ica in Dresden aus vier Kamerabaufirmen entstand und so relativ frühzeitig eine Art Zeiss'sche Richtlinienkompetenz in der Fotobranche erlangte bzw. verteidigte. Angesichts der Verwerfungen des Marktes durch Krieg und Inflation, die durch eine Reihe von Transformationsverlusten und Insolvenzen begleitet war, bestand um die Mitte der 20er Jahre erneut Handlungsbedarf in Sachen Neuausrichtung der Unternehmensstruktur und -größe auf die Gegebenheiten und Herausforderungen der Zeit. Fast alle Industriebereiche wurden von tiefgreifenden Rationalisierungs- und Standardisierungsmaßnahmen erfasst, und es wurde allenthalben von der Möglichkeit der Neustrukturierung durch Fusion Gebrauch gemacht. Zeitgenössisch, so in den Geschäftsberichten von Zeiss, wurde von der „Zucht" nationaler Industrien gesprochen.
Da die Firma Zeiss Branchenführerin im Bereich der optischen Industrie war und mit Ica bereits einen Teil des Konzerns erfolgreich fusioniert hatte, war es naheliegend, eine weitere Fusion anzustreben und sich dafür geeignete Partner zu suchen. So kam es 1926 unter Führung des Jenaer Mutterhauses zum Zusammenschluß.

Contessa-Nettel AG

Die Firma Contessa-Nettel AG, Stuttgart, war aus der 1902 gegründeten Süddeutsche Camerawerk Körner & Mayer GmbH, Sontheim am Neckar, hervorgegangen. 1909 firmierte das Sontheimer Unternehmen mit Nettel-Camera-Werk GmbH. Die Firma Nettel hatte sich ursprünglich mit der Herstellung von Reproduktionskameras befasst und nahm 1904 die Herstellung der Nettel-Kamera auf. Zu den Innovationen des Hauses gehörte eine Schlitzverschluss-Kamera zur wechselweisen Verwendung verschiedener Brennweiten. Die Auswechselbarkeit der Objektive war vor allem von Photoreportern und Pressefotographen hoch geschätzt.
In die Contessa-Nettel AG ging später ferner die 1908 entstandene Stuttgarter Firma Drexler & Nagel ein, eine Spezialfirma für kleine Taschenkameras. 1919 kam es zum Zusammenschluss von Drexler & Nagel mit der Nettel-Camera-Werk GmbH zu der Contessa-Nettel AG mit Firmensitz Stuttgart.

C.P. Goerz

Die Firma C.P. Goerz war 1886 als Versandgeschäft von Paul Goerz aus Brandenburg a.d.H. ins Leben gerufen worden, das durch innovative Produkte bald internationale Bedeutung erlangte. Zu diesen gehörte die Goerz-Anschütz-Klappkamera, eine gemeinsame Entwicklung von Goerz mit dem Fachphotographen Ottomar Anschütz in Lissa. Zu den aufsehenerregenden Erzeugnissen gehörten ferner die ersten verkitteten symmetrischen Doppel-Anastigmaten, die der Mathematiker Emil von Hoegh berechnet hatte. Seit 1908 wurden von Paul Goerz auch Rollfilme, Filmpacks und Kinofilme hergestellt. Im übrigen wandte er sich der Produktion von optischem Glas zu. Auf diesem Gebiet erweiterte Goerz sein Interessensfeld 1910 in Richtung der Aktiengesellschaft Hahn für Optik und Mechanik in Kassel.

Die Fusion mit anderen Unternehmen der foto-optischen Industrie zur Zeiss Ikon AG im Jahr 1926 bedeutete die Rettung des Unternehmens, das sonst in Konkurs gegangen wäre. Im Goerzwerk Berlin-Zehlendorf, Goerzallee 299 hatte auch die 1929 gegründete Fernseh AG (ab Oktober 1939 Fernseh GmbH) ihren Sitz. Das amerikanische Zweigwerk existierte als C.P. Goerz American Optical Company noch bis 1972, als es von Schneider Optics, der amerikanischen Tochter der Jos. Schneider Optische Werke übernommen wurde.

Ernemann-Werke AG

Ernemann-Gebaude in Dresden (April 2015)

Gründer der Ernemann-Werke AG war Heinrich Ernemann, der 1889 in Dresden eine Tischlerwerkstatt, die Atelierkameras herstellte, übernahm und später auf den Bau von Handkameras überging. Von besonderem Interesse im Rahmen der Fusion war aber der Ernemannsche Bereich Amateur-Kinematographie und die kinotechnische Ausrüstung von Lichtbildtheatern, wozu insbesondere moderne Vorführmaschinen gehörten.

Ökonomie

Wie oben erwähnt war der Zusammenschluß von „langer Hand" vorbereitet worden. Zeiss besaß bei allen Unternehmen eine komfortable Beteiligung.

In der Sitzung des Aufsichtsrates vom 15.09.1926 kommt es zu folgenden Festlegungen:

Zu Mitgliedern des Aufrichtsrates: Zu Prokuristen werden berufen

Bestandteil der Gründungsdokumente ist ein Vertrag zwischen der Zeiss-Ikon AG und Zeiss Jena mit einigen beachtenswerten Punkten.
Vertrag zwichen Zeiss-Ikon (im weiteren I) und Zeiss Jena (im weiteren Z)

Flogende Liste ist Bestandteil des Vertrages: Quelle: BACZ 17996

Ab 1927/28 erfolgt die Hauptrationalisierung durch Typenbeschränkung und fällt in die Zeit der Welt-Wirtschafts-Kriese mit stark fallendem Umsatz. Diese Typenbereinigung brachte keine Umsatzsteigerung und bis 1934/35 außer dem Geschäftsjahr 1929/30 keinen Gewinn. Der steigende Kameraumsatz nach 1933 wird mit neuen Modellen erreicht. die bereits 1936 ca 50% des Kameraangebotes ausmachen, darunter die Nettax, Super Nettel, Ikoflex, Contaflex und Contax I, II und III. Besonders eindrucksvoll ist die Rationalisierung in der Zeit von 1929 und 1938

1945

Bemerkenswert sind die finanziellen Bewegungen, die unmittelbar vor und nach dem Kriegsende von Zeiss Ikon AG vorgenommen wurden. Im April 1945 wurden zu Lasten der Konten Zeiss Ikon Dresden Schecks und Akkreditive in Höhe von 1,5 Mio RM an das Contessa Werk durch die Dresdner Bank überwiesen. Direktor Simader teilt dazu am 24.04.45 mit, dass damit "nach der inzwischen erfolgten Besetzung durch die Feindmächte die frühere Zivilfertigung wieder anlaufen" kann
Zeiss Ikon verfügte am 07.05.1945 über ein Bankguthaben von 10,8 Mio RM, am 31.07.1945 über 6,7 Mio RM und am 07.12.1945 noch über 74,8 T RM, d. h. es wurden ca 10 Mio RM in 8 Monaten abgebucht. Für die Bezahlung der ca 1 000 Mitarbeiter bei quasi ruhendem Geschäftsverkehr wären in dieser Zeit nicht mehr als 2 Mio RM erforderlich gewesen.
Am 08 Mai 1945 wird das Ica Werk als Zentrum der Rüstungsproduktion der Zeiss Ikon AG in Dresden und alle übrigen Werke von Militärkommandos der Roten Armee besetzt.

Unmittelbar nach der Kapitulation sollte bis Ende Mai 1945 in mindestens zwei (Ernemann und Ica) der drei Werken eine Friedensproduktion aufgenommen werden.
Am 20. Juni erging der Befehl zur Demontage, welche am 25. Juni begann und im Septemer 1945 endete.

Der Befehl Nr. 124 der SMA Sachsen vom 30.10. 1945 ordnete die "Beschlagnahme" an.

1948

Mit Volksentscheid in Sachsen wurde Zeiss-Ikon in Staatseigentum überführt.

Trenner
Zeiss Ikon = Zeiss I(ca) + Con(tessa) = Zeiss Bild (griechisch).
 
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Datum der letzten Änderung:  Jena, den: 03.03. 2018