γ-Schleife

Eine γ-Schleife ist ein Sekundärstrukturelement in Proteinen, das den vollständigen Richtungswechsel einer Polypeptidkette erlaubt. Unter den Schleifenstrukturen in Proteinen bezeichnet die γ-Schleife eine Wechselwirkung zwischen einer Aminosäure mit einer zwei Positionen entfernten Aminosäure, d.h. in γ-Position.

Die γ-Schleife ist in der Lage, zwei antiparallele β-Faltblattstrukturen mithilfe von drei Aminosäureresten zu verbinden. Des Weiteren enthält die γ-Schleife zwei Wasserstoffbrückenbindungen, die sich jeweils zwischen dem ersten und dritten Aminosäurerest befinden. Eine inverse γ-Schleife verhält sich spiegelbildlich zur klassischen γ-Schleife.

Struktur der klassischen γ-Schleife

Die γ-Schleife enthält zwei Wasserstoffbrückenbindungen. Dabei wird eine Wasserstoffbrückenbindung zwischen der Carbonylgruppe (–C=O) des ersten Aminosäurerestes (n) und dem Amidproton (–NH) des dritten Aminosäurerestes (n+2) gebildet, was zur Bildung eines siebengliedrigen Ringes führt. Diese Ringstruktur mit Torsionswinkeln von {\displaystyle \phi _{i+1}\approx 60^{\circ }} und {\displaystyle \psi _{i+1}\approx -60^{\circ }} wurde in mehreren Studien als stabile Konformation vorgeschlagen. Obwohl diese Wasserstoffbrückenbindung sehr stark gebeugt ist, weist sie eine normale HO-Länge auf. Dennoch hat sie einen beträchtlichen Einfluss auf die Stabilität des gefalteten, siebengliedrigen Ringes (siehe Tabelle 2). Die Faltung des zweiten Aminosäurerestes erlaubt außerdem die Bildung einer zweiten Wasserstoffbrückenbindung zwischen dem Amidproton des ersten Aminosäurerestes und dem Carbonylsauerstoff des dritten Aminosäurerestes. Diese Bindung ist fast gerade und weist eine optimale Bindungsstärke auf (siehe Tabelle 2), die mit den Wasserstoffbrückenbindungen der antiparallelen β-Faltblattstruktur übereinstimmt.

Bändermodell der klassischen γ-Schleife von Thermolysin (in orange) von Bacillus thermoproteolyticus, die von den Resten 25–27 (Ser-Thr-Tyr) gebildet wird, nach PDB  2A7G. Die Wasserstoffbrückenbindungen sind gelb dargestellt.
Tabelle 1: Torsionswinkel der stabilen Konformationen der γ-Schleife1
Sequenz Aminosäure-
rest
φ in Grad Ψ in Grad ω in Grad
L-Ala3 n 172 128 −170
n+1 68 −61 172
n+2 −131 162
Gly3 n 171 125 −170
n+1 70 −61 172
n+2 −129 165

 
Tabelle 2: Charakteristische Eigenschaften der Wasserstoffbrückenbindungen in der γ-Schleife
Eigenschaften N1H1O3C3 N3H3O1C1
HO-Länge in Å 1,82 1,78
Gesamtenergie in kcal/mol −5,5 −4,5
NHO-Winkel in Grad 166 138
HOC-Winkel in Grad 166 102
 

Inverse γ-Schleife

Bändermodell der inversen γ-Schleife der Proteinase A (in grün) von S. griseus, die von den Resten 113–115 (Ala-Ala-Asp) gebildet wird, nach PDB   5SGA. Die Wasserstoffbrückenbindung ist gelb dargestellt.

Die inverse γ-Schleife weist verschiedene Torsionswinkel auf und hängt mit der klassischen γ-Schleife dahingehend zusammen, dass durch Vorzeichenumkehr der \phi - und \psi -Winkel die jeweiligen Backbone-Konformationen sich spiegelbildlich zueinander verhalten. Die Mittelwerte für die Torsionswinkel der inversen γ-Schleife liegen bei {\displaystyle \phi _{i+1}=-79^{\circ }} und {\displaystyle \psi _{i+1}=69^{\circ }}. Ein Beispiel für eine inverse γ-Schleife ist im Enzym Proteinase A von S. griseus an den Positionen 113–115 (Ala-Ala-Asp) zu erkennen.


1 definiert nach den Standardkonventionen der IUPAC-IUB
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Basierend auf einem Artikel in: Wikipedia.de
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 23.07. 2023