6. Das Kriterium der Praxis in der Erkenntnistheorie | Inhalt | 2. Plechanows Irrtum bezüglich des Begriffs „Erfahrung“

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KAPITEL III
DIE ERKENNTNISTHEORIE DES DIALEKTISCHEN MATERIALISMUS UND DES EMPIRIOKRITIZISMUS
III

1. Was ist "Materie? Was ist Erfahrung?

Mit der ersten dieser Fragen rücken ständig die Idealisten, Agnostiker, darunter auch die Machisten, den Materialisten auf den Leib; mit der zweiten die Materialisten den Machisten. Versuchen wir klarzulegen, worum es sich hier handelt.

Zur Frage der Materie sagt Avenarius:

„ ,Physisches' - ,Materie' im metaphysischen absoluten Begriff gibt es aber innerhalb der geläuterten ,vollen Erfahrung' nicht, weil die ,Materie' in jenem Begriff nur ein Abstraktum ist: sie wäre die Gesamtheit der Gegenglieder unter Abstraktion von jedem Zentralglied. Wie in der Prinzipialkoordination, und d. h. eben in der ,vollen Erfahrung', ein Gegenglied ohne Zentralglied aber [undenkbar] ist, so wäre auch eine ,Materie' im metaphysischen absoluten Begriff ein völliges [Unding]." („Bemerkungen", S. 2 der genannten Zeitschrift, § 119.)

Aus diesem Kauderwelsch ist eines ersichtlich: Avenarius bezeichnet das Physische oder die Materie als Absolutum und Metaphysik, denn nach einer Theorie der Prinzipialkoordination (oder auch nach einer neuen Ausdrucksweise der „vollen Erfahrung") ist das Gegenglied vom Zentralglied, ist die Umgebung vom Ich nicht zu trennen, ist das Nicht-Ich vom Ich nicht zu trennen (wie J. G. Fichte sagte). Wir haben schon an der entsprechenden Stelle davon gesprochen, daß diese Theorie ein verkleideter objektiver Idealismus ist; auch ist ganz klar, welchen Charakter Ave-

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narius' Angriffe auf die „Materie" haben: der Idealist leugnet das vom Psychischen unabhängige Sein des Physischen und verwirft daher auch den Begriff, den die Philosophie für dieses Sein ausgearbeitet hat. Avenarius leugnet nicht, daß die Materie „Physisches" ist (d. h. das bekannteste und dem Menschen unmittelbar Gegebene, an dessen Existenz niemand außer den Insassen von Irrenanstalten zweifelt), er verlangt nur, daß man „seine" Theorie von der unauflöslichen Verbindung von Umgebung und Ich akzeptiert.

Mach drückt denselben Gedanken einfacher und ohne philosophische Schnörkel aus: „Was wir Materie nennen, ist ein gewisser gesetzmäßiger Zusammenhang der Elemente (,Empfindungen')." („Analyse der Empfindungen", S. 265 [S. 270].) Mach glaubt, durch diese Behauptung eine „radikale Änderung" der gewöhnlichen Denkweise hervorzurufen. In Wirklichkeit ist das aber uralter subjektiver Idealismus, dessen Blöße durch das Schlagwort „Element" verdeckt wird.

Schließlich sei auch der englische Machist Pearson angeführt, der den Materialismus wütend bekämpft: „Vom wissenschaftlichen Standpunkt aus ist kein Einwand dagegen zu erheben, daß man gewisse mehr oder weniger konstante Gruppen von Sinneswahrnehmungen klassifiziert und als Materie bezeichnet. - Wir nähern uns damit sehr J. St. Mills Definition der Materie als ,permanenter Empfindungsmöglichkeit'; - eine solche Definition der Materie ist aber vollkommen verschieden von der, nach welcher die Materie ein sich bewegendes Ding ist." („The Grammar of Science", 1900, 2nd ed., p. 249.) Hier fehlt das Feigenblatt „Element", und der Idealist reicht dem Agnostiker offen die Hand.

Der Leser sieht, daß sich alle diese Betrachtungen der Begründer des Empiriokritizismus gänzlich und ausschließlich im Rahmen der uralten erkenntnistheoretischen Frage nach dem Verhältnis des Denkens zum Sein, der Empfindung zum Physischen bewegen. Es bedurfte der maßlosen Naivität der russischen Machisten, um hier etwas zu finden, was mit „neuester Naturwissenschaft" oder „neuestem Positivismus" auch nur das geringste zu tun hat. Alle von uns angeführten Philosophen setzen, teils offen, teils verkniffen, an die Stelle der philosophischen Grundlinie des Materialismus (vom Sein zum Denken, von der Materie zur Empfindung) die entgegenlaufende Linie des Idealismus. Ihre Leugnung der Materie ist die längst bekannte Lösung der erkenntnistheoretischen Fragen im Sinne

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der Leugnung einer äußeren, objektiven Quelle unserer Empfindungen, der unseren Empfindungen entsprechenden objektiven Realität. Und umgekehrt drückt sich die Anerkennung jener philosophischen Linie, die von den Idealisten und Agnostikern abgelehnt wird, durch folgende Definitionen aus: Die Materie ist das, was durch seine Wirkung auf unsere Sinnesorgane die Empfindung erzeugt; die Materie ist die uns in der Empfindung gegebene objektive Realität u. dgl. m.

Bogdanow, der so tut, als streite er nur gegen Beltow, und Engels feige umgeht, entrüstet sich über solche Definitionen, die angeblich „sich als einfache Wiederholungen erweisen" („Empiriomonismus", III, S. XVI), nämlich jener „Formel" (unser „Marxist" vergißt hinzuzufügen: von Engels), daß für die eine Richtung in der Philosophie die Materie das Primäre, der Geist das Sekundäre ist, während es für die andere Richtung umgekehrt ist. Alle russischen Machisten wiederholen begeistert die Bogdanowsche „Widerlegung"! Indessen hätte selbst ein ganz klein wenig Nachdenken diesen Leuten zeigen können, daß es unmöglich, dem Wesen der Sache nach unmöglich ist, eine andere Definition der beiden letzten erkenntnistheoretischen Begriffe zu geben als die Feststellung, welcher von beiden für das Primäre genommen wird. Was heißt etwas „definieren" ? Es heißt vor allem, einen gegebenen Begriff auf einen anderen, umfassenderen zurückführen. Wenn ich zum Beispiel definiere: Der Esel ist ein Tier, so führe ich den Begriff „Esel" auf einen umfassenderen Begriff zurück. Es fragt sich nun, gibt es umfassendere Begriffe, mit denen die Erkenntnistheorie operieren könnte, als die Begriffe Sein und Denken, Materie und Empfindung, Physisches und Psychisches? Nein. Das sind die weitestgehenden, die umfassendsten Begriffe, über die die Erkenntnistheorie dem Wesen der Sache nach (wenn man von den stets möglichen Änderungen der Nomenklatur absieht) bis jetzt nicht hinausgegangen ist. Nur Scharlatanerie oder äußerste Beschränktheit kann eine „Definition" dieser beiden „Reihen" der umfassendsten Begriffe fordern, die nicht aus „einfacher Wiederholung" bestehen würde: das eine oder das andere wird als das Primäre genommen. Nehmen wir die von uns oben angeführten drei Betrachtungen über die Materie. Worauf lassen sie sich zurückführen? Darauf, daß diese Philosophen vom Psychischen oder Ich zum Physischen oder zur Umgebung gehen, wie vom Zentralglied zum Gegenglied - oder von der Empfindung zur Materie - oder von der Sinneswahrnehmung zur

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Materie. Konnten Avenarius, Mach und Pearson dem Wesen der Sache nach eine andere „Definition" der Grundbegriffe geben als den Hinweis auf die Richtung ihrer philosophischen Linie? Konnten sie anders, noch auf irgendeine besondere Weise definieren, was das Ich, was Empfindung, was Sinneswahrnehmung ist? Es genügt, die Frage klar zu stellen, um zu begreifen, was für groben Unsinn die Machisten reden, wenn sie von den Materialisten eine Definition der Materie verlangen, die nicht auf eine Wiederholung dessen hinausliefe, daß Materie, Natur, Sein, Physisches das Primäre, während Geist, Bewußtsein, Empfindung, Psychisches das Sekundäre sind.

Die Genialität von Marx und Engels äußerte sich denn auch unter anderem darin, daß sie das gelahrte Spiel mit neuen Worten, mit ausgetüftelten Termini und schlauen „Ismen" verachteten und einfach und unumwunden erklärten: es gibt eine materialistische und eine idealistische Linie in der Philosophie und dazwischen verschiedene Schattierungen des Agnostizismus. Die krampfhaften Bemühungen, einen „neuen" Standpunkt in der Philosophie zu finden, kennzeichnen eine ebenso große geistige Armut wie die Bemühungen, eine „neue" Werttheorie, eine „neue" Rententheorie u. dgl. m. zu schaffen.

Carstanjen, ein Schüler von Avenarius, erzählt, daß dieser sich in einem Privatgespräch geäußert habe: „Ich kenne weder Physisches noch Psychisches, sondern nur ein Drittes." Auf die Bemerkung eines Schriftstellers, daß Avenarius einen Begriff für das Dritte nicht aufgestellt habe, antwortete Petzoldt: „Wir wissen, warum er gar keinen aufstellen konnte. Dem .Dritten' fehlt der [Gegenbegriff] ... Die Frage: Was ist alles?" (bzw. das Dritte?) „ist unlogisch gestellt." („Einführung in die Philosophie der reinen Erfahrung", II, 329.) Daß man diesen Begriff nicht definieren kann, sieht Petzoldt ein. Aber er versteht nicht, daß die Berufung auf ein „Drittes" eine einfache Ausflucht ist, denn jeder von uns weiß, was das Physische und auch was das Psychische ist, aber keiner von uns weiß heute, was das „Dritte" ist. Mit dieser Ausflucht verwischte Avenarius nur die Spuren, während er tatsächlich das Ich (Zentralglied) für das Primäre und die Natur (Umgebung) für das Sekundäre (Gegenglied) erklärte.

Freilich ist auch der Gegensatz zwischen Materie und Bewußtsein nur innerhalb sehr beschränkter Grenzen von absoluter Bedeutung: im

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gegebenen Fall ausschließlich in den Grenzen der erkenntnistheoretischen Grundfrage, was als primär und was als sekundär anzuerkennen ist. Außerhalb dieser Grenzen ist die Relativität dieser Entgegensetzung unbestreitbar.

Sehen wir uns nun an, wie das Wort Erfahrung in der empiriokritischen Philosophie angewendet wird. Der erste Paragraph der „Kritik der reinen Erfahrung" verzeichnet die folgende „Annahme": „Es stehe ein beliebiger Bestandteil unserer Umgebung in einem solchen Verhältnis zu menschlichen Individuen, daß, wenn jener gesetzt ist, diese eine Erfahrung aussagen: ,es wird etwas erfahren'; ,es ist etwas eine Erfahrung' bzw. ,aus der Erfahrung entsprungen', ,von der Erfahrung abhängig'." (S. l der russ. Übersetzung.) Die Erfahrung wird also immer mit denselben Begriffen: Ich und Umgebung bestimmt, wobei die „Lehre" von ihrer „unauflöslichen" Verbindung vorläufig noch verborgen bleibt. Dann lesen wir weiter: Der „synthetische Begriff reiner Erfahrung": „nämlich der Erfahrung als eines Ausgesagten, welches in allen seinen Komponenten rein nur Bestandteile unserer Umgebung zur Voraussetzung habe" (1/2). Wenn wir akzeptieren, daß die Umgebung unabhängig von den „Erklärungen" und „Aussagen" des Menschen existierte so entsteht die Möglichkeit, die Erfahrung materialistisch zu interpretieren! Der „analytische Begriff der reinen Erfahrung": „als eines Ausgesagten, welchem nichts beigemischt ist, was nicht selbst wieder Erfahrung wäre - welches mithin in sich selbst nichts anderes als Erfahrung ist" (2)*. Erfahrung ist Erfahrung. Und da finden sich noch Leute, die glauben, daß dieser pseudogelehrte Unsinn in Wahrheit einen tiefen Sinn habe!

Es muß noch hinzugefügt werden, daß Avenarius im II. Band der „Kritik der reinen Erfahrung" die „Erfahrung" als einen „Spezialfall" des Psychischen betrachtet, daß er die Erfahrung in [sachhafte Werte] und [gedankenhafte Werte] teilt und erklärt, daß „die Erfahrung im weiteren Sinne" diese letzteren in sich einschließe und daß die „volle Erfahrung" mit der Prinzipialkoordination identisch sei („Bemerkungen"). Kurzum: „Der Wunsch ist der Vater des Gedankens." Die „Erfahrung" umfaßt sowohl die materialistische als auch die idealistische Linie in der Philosophie und sanktioniert ihre Vermischung. Während unsere Machisten die


* Hier zitiert nach der deutschen Ausgabe Leipzig 1907, die der von Lenin benutzten russischen Übersetzung zugrunde gelegen hat, S. 3-5. Der Übers.

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„reine Erfahrung" vertrauensvoll für bare Münze nehmen, weisen in der philosophischen Literatur die Vertreter der verschiedenen Richtungen gleichermaßen auf den Mißbrauch hin, den Avenarius mit diesem Begriff treibt: „Was reine Erfahrung sein soll", schreibt A. Riehl, „bleibt bei Avenarius unbestimmt, und seine Erklärung hierüber: ,Reine Erfahrung ist Erfahrung, welcher nichts beigemischt ist, als was selbst wieder Erfahrung ist', bewegt sich augenscheinlich im Zirkel." („Systematische Philosophie", Leipzig 1907, S. 102.) Die reine Erfahrung bei Avenarius, schreibt Wundt, bedeute einmal ein beliebiges Phantasma, ein anderes Mal Aussagen mit dem Charakter der „Sachhaftigkeit" („Philosophische Studien", XIII. Band, S. 92/93). Avenarius dehne den Begriff der Erfahrung aus (S. 382). „Von einer exakten Definition der Termini Erfahrung und reine Erfahrung", schreibt Cauwelaert, „hängt der Sinn dieser ganzen Philosophie ab. Avenarius selbst hat sich nicht die Mühe genommen, eine genaue Definition zu geben." („Revue Néo-Scolastique", 1907, févr., p. 61.) „Die Unbestimmtheit des Terminus Erfahrung leistet Avenarius gute Dienste", denn sie hilft ihm, den Idealismus unter dem Schein seiner Bekämpfung einzuschmuggeln, sagt Norman Smith („Mind", vol. XV, p. 29).

„Ich erkläre sonach hiemit öffentlich, daß es der innerste Geist und die Seele meiner Philosophie sei: der Mensch hat überhaupt nichts denn die Erfahrung, und er kommt zu allem, wozu er kommt, nur durch die Erfahrung ..." Nicht wahr, ein eifriger Philosoph der reinen Erfahrung? Diese Worte stammen von dem subjektiven Idealisten J. G. Fichte („Sonn. Ber. etc.", S. 12). Aus der Geschichte der Philosophie ist bekannt, daß die Interpretation des Begriffs „Erfahrung" die klassischen Materialisten und Idealisten voneinander trennte. Heute verhüllt die Professorenphilosophie der verschiedensten Schattierungen ihren reaktionären Charakter durch Deklamationen über die „Erfahrung". Alle Immanenzphilosophen berufen sich auf die Erfahrung. Mach lobt im Vorwort zur zweiten Auflage seines Werkes „Erkenntnis und Irrtum" das Buch von Professor W. Jerusalem, in welchem zu lesen ist: „Die Annahme eines göttlichen Urwesens steht aber mit keiner Erfahrung im Widerspruch." („Der krit. Id. etc.", S. 222.)

Zu bedauern sind nur die Leute, die Avenarius und Co. geglaubt haben, daß man durch das Wort „Erfahrung" die „veraltete" Unterscheidung

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von Materialismus und Idealismus überwinden könne. Wenn Walentinow und Juschkewitsch Bogdanow, der vom reinen Machismus etwas abgewichen ist, vorwerfen, er treibe mit dem Wort „Erfahrung" Mißbrauch, so offenbaren diese Herren dadurch nur ihre eigene Unwissenheit. In diesem Punkt ist Bogdanow „unschuldig": er hat lediglich die Konfusion von Mach und Avenarius sklavisch übernommen. Wenn er sagt: „Das Bewußtsein und die unmittelbare psychische Erfahrung sind identische Begriffe" („Empiriomonismus", II, 53), die Materie aber sei „nicht Erfahrung", sondern „etwas Unbekanntes, das alles Bekannte hervorrufe" („Empiriomonismus", III, XIII), so interpretiert er die Erfahrung idealistisch. Und er ist natürlich nicht der erste* und nicht der letzte, der idealistische Systemchen auf dem Wort „Erfahrung" aufbaut. Wenn er den reaktionären Philosophen erwidert, die Versuche, über die Grenzen der Erfahrung hinauszugehen, führten in Wirklichkeit „nur zu leeren Abstraktionen und widerspruchsvollen Bildern, deren Elemente doch wiederum alle aus der Erfahrung genommen werden“ (I, 48), so stellt er den leeren Abstraktionen des menschlichen Bewußtseins das gegenüber, was außerhalb des Menschen und unabhängig von seinem Bewußtsein existiert, d. h., er interpretiert die Erfahrung materialistisch.

Genauso verirrt sich auch Mach trotz seines idealistischen Ausgangspunktes (die Körper seien Komplexe von Empfindungen oder „Elementen") nicht selten zu der materialistischen Interpretation des Wortes „Erfahrung". „[Nicht aus uns herausphilosophieren]", sagt er in der „Mechanik" (3. dtsch. Aufl., 1897, S. 14), „sondern aus der Erfahrung holen." Die Erfahrung wird hier dem Aus-sich-heraus-Philosophieren gegenüberge­stellt, d. h. als etwas Objektives, dem Menschen von außen Gegebenes, also materialistisch interpretiert. Noch ein Beispiel: „Was wir an der Natur beobachten, prägt sich auch unverstanden und unanalysiert in unsern Vorstellungen aus, welche dann in den allgemeinsten und [stärksten] Zügen die Naturvorgänge [nachahmen]. Wir besitzen nun in diesen Erfahrungen einen [Schatz], der immer bei der Hand ist..." (Ebenda,


* In England übt sich darin schon seit langem Genosse Belfort Bax, dem der französische Rezensent seines Buches „The Roots of Reality" [Die Wurzeln der Realität] unlängst ziemlich bissig gesagt hat: „Erfahrung ist nur ein anderes Wort für Bewußtsein", erklären Sie sich doch offen als Idealist! („Revue de Philosophie"60,1907, Nr. 10, p. 399.)

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S. 27.) Hier wird die Natur für das Ursprüngliche, Empfindungen und Erfahrung für das Abgeleitete genommen. Hielte sich Mach in den Grundfragen der Erkenntnistheorie konsequent an diese Anschauung, so würde er der Menschheit viele dumme idealistische „Komplexe" ersparen. Ein drittes Beispiel: „Der enge Anschluß des Denkens an die Erfahrung baut die moderne Naturwissenschaft. Die Erfahrung erzeugt einen Gedanken. Derselbe wird fortgesponnen und wieder mit der Erfahrung verglichen" usw. („Erkenntnis und Irrtum", S. 200.) Die besondere „Philosophie" Machs wird hier über Bord geworfen, und der Verfasser gelangt spontan zu dem gewöhnlichen Standpunkt der Naturforscher, die die Erfahrung materialistisch betrachten.

Das Fazit: das Wort „Erfahrung", auf dem die Machisten ihre Systeme aufbauen, diente schon seit langem zur Verhüllung der idealistischen Systeme und dient jetzt bei Avenarius und Co. dazu, den eklektischen Übergang vom idealistischen Standpunkt zum Materialismus zu ermöglichen und umgekehrt. Die verschiedenen „Definitionen" dieses Begriffs drücken nur die beiden Grundlinien in der Philosophie aus, die Engels so glänzend aufgedeckt hat.



Datum der letzten Änderung : Jena, den: 16.04.2013