Als Korsett (von frz. corset, ursprünglich Diminutiv von altfrz. cors "Körper") wird ein steifes, zur Unterkleidung gehöriges Kleidungsstück bezeichnet, das eng am Oberkörper anliegt und diesen der jeweils geltenden Modelinie entsprechend formen soll. Daher veränderte das Korsett im Verlauf der Jahrhunderte mehrmals Form und Zuschnitt; die Versteifungsmethoden wandelten sich mit dem Fortschritt der Technik.
Die ersten Vorläufer des Korsetts entwickelten sich in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts aus versteiften Miedern. Ihre Existenz ist vor 1562 nur insofern erwiesen, als die in Gemälden dargestellten Kleider ab ca. 1530 in der dargestellten Form (flachgedrückte Brust und kegelförmiger Oberkörper) ohne Korsett nicht möglich wären. Das älteste erhaltene Exemplar stammt aus dem Grab der Eleonora di Toledo (gestorben 1562) und ist mit Rohr versteift.
Die spanische Hoftracht, die um 1600 vorherrschend war, erforderte ein Korsett, das den Oberkörper zu einem Konus
formte und die Brust flachdrückte.
Am spanischen Hof wurde dieses Kleidungsstück mit jenen Eisen- und Fischbeinstäben versehen, mit deren Hilfe es möglich war, den Oberkörper der
Frau der jeweiligen Mode entsprechend zu stilisieren. Das mit Eisen- und Fischbeinstäben, ja sogar mit Bleiplatten gepanzerte Mieder ließ die Wölbungen
des Busens völlig verschwinden - von Jugend an getragen, sollte es die Entwicklung der Brust überhaupt verhindern.
In größerem Umfange taucht in der spanischen Mode erstmals das Korsett für den Mann auf. Die Tallie des Wams wurde so eng, daß auch Männer
ohne Korsett nicht ausgekommen sein dürften.
Um ca. 1640 entwickelte sich daraus eine ebenfalls konische Korsettform, die aber die Brust nicht
flachdrückte, sondern hochhob. Mit geringen Veränderungen blieb diese Form bis zur Französischen Revolution gültig. Den Begriff "Korsett" gab es
damals noch nicht; Schnürbrust oder Schnürleib genannt.
Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts blieb Fischbein das wichtigste Versteifungsmaterial, auch wenn im Lauf des späten 19. Jahrhunderts Korsettstäbe aus Federstahlband, Stahlspiralen und Horn erfunden wurden.
In der Zeit von Directoire, Empire und frühem Biedermeier waren Korsetts nicht unbedingt nötig; erst um ca. 1840 wurden sie wieder unabdingbar. Stattdessen trugen unter dem Einfluss des Dandytums um ca. 1820-50 häufig Männer Korsetts. Etwa um diese Zeit fasste der Begriff Korsett im deutschen Sprachgebraum Fuß. 1828 wurden metallene Schnürösen erfunden, 1829 der erste Vorderverschluss mit Haken und Ösen (Planchet).
Zwischen 1840 und 1870 entwickelte sich die Sanduhrform, die heute noch als die klassische Korsettform gilt: Relativ große Ober- und Hüftweite bei möglichst kleiner Taillenweite. Bis um 1870-85 wurden die Korsetts nach unten hin länger, d.h. sie formten auch die Hüfte und den Bauch, der bei den früheren Korsetts hervorquoll. In den 1890ern erforderte die Mode ganz besonders kleine Taillenweiten.
Gegen 1900 entwickelte sich eine neue Korsettform: Das S-Korsett, das die Brust raus- und den Bauch reindrückt und damit eine unnatürliche Haltung erzwingt. Um 1910 wurde dieses S-Korsett durch Unterbrustkorsetts abgelöst; um 1913-15 gerieten Korsetts im Zuge der stärker werdenden Frauenbewegung und sprunghaft zunehmender Berufstätigkeit von Frauen (wegen des Ersten Weltkriegs) vollends aus der Mode. Stattdessen wurden bis in die 1960er Jahre hinein Hüfthalter getragen.
Heute wird es wieder gerne getragen und das von sehr viel mehr Frauen, als allgemein vermutet. Denn in den letzten Jahren erlebte das Korsett einen besonderen Aufschwung.