Umordnungs-Ungleichung

In der Mathematik ist die Umordnungs-Ungleichung eine Aussage über die Veränderung des Wertes von formalen Skalarprodukten durch Umordnung.

Gegeben seien zwei n-Tupel reeller Zahlen x=(x_1,\dots,x_n) und y=(y_1,\dots,y_n) mit

x_{1}\leq \cdots \leq x_{n}\quad {\mbox{und}}\quad y_{1}\leq \cdots \leq y_{n}.

Das Tupel

x_{{\sigma }}=\left(x_{{\sigma (1)}},\dots ,x_{{\sigma (n)}}\right)

sei eine Permutation des Tupels x. Fasst man nun die n-Tupel als Vektoren auf und betrachtet deren Standardskalarprodukt, so besagt die Umordnungs-Ungleichung, dass

x_{1}y_{1}+\cdots +x_{n}y_{n}\geq x_{{\sigma (1)}}y_{1}+\cdots +x_{{\sigma (n)}}y_{n}\geq x_{n}y_{1}+\cdots +x_{1}y_{n}.

Das Skalarprodukt ist also maximal, wenn die Elemente der n-Tupel gleich geordnet sind, und minimal, wenn sie entgegengesetzt geordnet sind.

Man beachte, dass im Gegensatz zu vielen anderen Ungleichungen keine Voraussetzungen für die Vorzeichen von x_{i} und y_{i} notwendig sind.

Beweise

Beweis mittels Vertauschungen

Die Beweisidee besteht darin, das kleinste i, das \sigma (i)\neq i erfüllt, und jenes j mit i=\sigma (j) zu betrachten. Dann sind also \sigma (i)>i und j>i, daher gilt x_{{\sigma (j)}}\leq x_{{\sigma (i)}} und y_{i}\leq y_{j}, also

(x_{{\sigma (i)}}-x_{{\sigma (j)}})(y_{i}-y_{j})\leq 0

und daher

x_{{\sigma (i)}}y_{i}+x_{{\sigma (j)}}y_{j}\leq x_{{\sigma (j)}}y_{i}+x_{{\sigma (i)}}y_{j}=x_{i}y_{i}+x_{{\sigma (i)}}y_{j}.

Solange also ein i mit \sigma (i)\neq i existiert, lässt sich die Summe für gleich geordnete Tupel vergrößern.

Analog zeigt man, dass sich die Summe für entgegengesetzt geordnete Tupel verkleinern lässt, solange ein i mit \sigma (i)\neq i existiert.

Beweis mit Induktion

Dieser Beweis lässt sich ausführlicher auch mit vollständiger Induktion führen. Für den Induktionsanfang n=2 gibt es nur zwei Permutationen, es ist also zu zeigen, dass

x_{2}y_{1}+x_{1}y_{2}\leq x_{1}y_{1}+x_{2}y_{2}.

Das ist aber äquivalent zu

0\leq (y_{1}-y_{2})(x_{1}-x_{2}),

also zur Voraussetzung, dass beide Tupel gleich geordnet sind.

Im Induktionsschritt sei nun j der Index mit \sigma (j)=n+1. Der Fall j=n+1 ist einfach zu behandeln, sei also j\neq n+1. Dann gilt

\sum _{{i=1}}^{{n+1}}x_{{\sigma (i)}}y_{i}=\sum _{{i\not \in \{j,n+1\}}}x_{{\sigma (i)}}y_{i}+x_{{\sigma (j)}}y_{j}+x_{{\sigma (n+1)}}y_{{n+1}}=\sum _{{i\not \in \{j,n+1\}}}x_{{\sigma (i)}}y_{i}+x_{{n+1}}y_{j}+x_{{\sigma (n+1)}}y_{{n+1}}.

Nun wendet man den im Induktionsanfang bewiesenen Fall n=2 an und erhält

\sum _{{i\not \in \{j,n+1\}}}x_{{\sigma (i)}}y_{i}+x_{{n+1}}y_{j}+x_{{\sigma (n+1)}}y_{{n+1}}\leq \sum _{{i\not \in \{j,n+1\}}}x_{{\sigma (i)}}y_{i}+x_{{\sigma (n+1)}}y_{j}+x_{{n+1}}y_{{n+1}}.

Definiert man nun für i=1,\dots,n die Permutation

\tau (i)={\begin{cases}\sigma (n+1)\qquad {\textrm  {falls}}\quad i=j\\\sigma (i)\qquad {\textrm  {sonst}}\end{cases}}

so ergibt sich aus der Induktionsvoraussetzung

\sum _{{i\not \in \{j,n+1\}}}x_{{\sigma (i)}}y_{i}+x_{{\sigma (n+1)}}y_{j}+x_{{n+1}}y_{{n+1}}=\sum _{{i\not \in \{j,n+1\}}}x_{{\tau (i)}}y_{i}+x_{{\tau (j)}}y_{j}+x_{{n+1}}y_{{n+1}}=\sum _{{i=1}}^{n}x_{{\tau (i)}}y_{i}+x_{{n+1}}y_{{n+1}}\leq \sum _{{i=1}}^{n}x_{{i}}y_{i}+x_{{n+1}}y_{{n+1}},

also genau die Behauptung für das Maximum des Skalarprodukts.

Der Beweis für das Minimum des Skalarprodukts ist analog.

Anwendungen

Viele bekannte Ungleichungen lassen sich aus der Umordnungs-Ungleichung beweisen, beispielsweise die Ungleichung vom arithmetischen und geometrischen Mittel, Cauchy-Schwarzsche Ungleichung und die Tschebyschow-Summenungleichung.

Trenner
Basierend auf einem Artikel in: Extern Wikipedia.de
Seitenende
Seite zurück
© biancahoegel.de
Datum der letzten Änderung: Jena, den: 20.09. 2021