Arsen(III)-oxid
Sicherheitshinweise | ||||||||||||
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Zulassungsverfahren unter REACH | besonders besorgniserregend: krebserzeugend (CMR); zulassungspflichtig | |||||||||||
MAK | Schweiz: 0,1 mg·m−3 (bezogen auf Arsen, gemessen als einatembarer Staub) | |||||||||||
Toxikologische Daten | 10 mg/kg (LD50, Ratte, oral) |
Arsen(III)-oxid, As2O3, auch Diarsentrioxid, Arsenik oder (ungenau) Arsentrioxid (Handelsname: Trisenox®, Hersteller: Cephalon) ist das Anhydrid der in freiem Zustand nicht vorkommenden arsenigen Säure (H3AsO3). Technisch ist es die wichtigste chemische Verbindung des Arsens.
Kristallstruktur | ||
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__ As3+ __ O2− | ||
Allgemeines | ||
Name | Arsen(III)-oxid | |
Andere Namen |
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Verhältnisformel | As2O3 | |
CAS-Nummer | 1327-53-3 | |
EG-Nummer | 215-481-4 | |
ECHA-InfoCard | 100.014.075 | |
PubChem | 261004 | |
ChemSpider | 229103 | |
DrugBank | DB01169 | |
ATC-Code | XX27 | |
Kurzbeschreibung | weißer, geruchloser Feststoff | |
Arzneistoffangaben | ||
Wirkstoffklasse | Antineoplastisches Mittel | |
Eigenschaften | ||
Molare Masse | 197,84 g/mol | |
Aggregatzustand | fest | |
Dichte | 3,74 g/cm3 | |
Schmelzpunkt | 312,3 °C | |
Siedepunkt | 465 °C | |
Löslichkeit | 37 g/l in Wasser | |
Thermodynamische Eigenschaften | ||
ΔHf0 | −657,41 kJ/mol |
Geschichte
Arsenik ist seit langem als Mordgift berüchtigt. Seit der Spätantike war es das mit Abstand am meisten verwendete Gift. Die ironische französische Bezeichnung poudre de succession („Erbschaftspulver“) für Arsenik leitet sich von dieser Verwendung als Gift ab. Viele historische Giftmischungen, wie zum Beispiel Aqua Tofana enthielten als wesentlichen Bestandteil Arsenik. Durch regelmäßige Einnahme geringer Mengen gewöhnt sich der menschliche Organismus etwas an das Gift (sogenannte Arsenikfestigkeit) und die minimale tödliche Dosis wird höher, so dass Dosen toleriert werden, die für andere tödlich sind. Einige Herrscher haben deshalb auch regelmäßig geringe Mengen an Substanzen wie Arsenik eingenommen, um sich gegen Giftmordanschläge zu schützen (Mithridatisation). In alten lateinischen Texten wird ein Mordanschlag auf einen Fürsten, wenn man Blutvergießen vermeiden wollte, als coniuratio pulveraria, also „eine Verschwörung mit Giftpulver“, bezeichnet. Ein solcher Anschlag wurde 1590 auf Markgraf Jakob III. von Baden-Hachberg verübt.
Jahrhundertelang ließ sich Arsenik chemisch nicht nachweisen. Wenn der Mörder die seit dem 16. Jahrhundert bekannte, richtige Dosis verwendete, war ihm der Mord kaum zu beweisen. Noch um 1840 waren 90 bis 95 Prozent aller Giftmorde auf den Einsatz von Arsenik zurückzuführen. Nach Einführung der Marshschen Probe 1836 nahmen die Mordanschläge mit Arsenik allmählich ab. Neben der hohen Giftigkeit war ein wesentlicher Grund, warum Arsenik als Mordgift Verwendung fand, seine leichte Zugänglichkeit. Es wurde häufig als Insekten-, Mäuse- und Rattengift verwendet (z. B. in Form von „Mäusebutter“, d. h. Fett mit Arsenik-Kügelchen) und war in verschiedenen Zubereitungen in der Apotheke zu kaufen. Eine bekannte Giftmörderin, die auf diese Weise 15 Menschen vergiftete, war Gesche Gottfried, die im Jahr 1831 in Bremen auf dem Schafott starb.
Die stimulierende Wirkung geringer Dosen Arsenik war schon länger bekannt. Vor allem im 19. Jahrhundert gab es in bestimmten Gegenden (in Österreich in Tirol und der Steiermark, sowie in den Südstaaten der USA) die Mode des Arsenikessens, bei der Arsenik als Droge Verwendung fand. Ebenso wurde es von Pferdehändlern in betrügerischer Absicht Pferden verabreicht, um ältere, schwächere Tiere gesünder wirken zu lassen („Rosstäuscher“). Die Pferde bekamen dadurch ein glänzendes Fell und „blühendes“ Aussehen.
In der römischen Antike wurde Arsenik auch als Mittel zur Depilation von Schamhaar benutzt.
Vorkommen
Arsentrioxid entsteht bei der Verbrennung von elementarem Arsen an der Luft. In mineralischer Form kommt Arsenik als kubischer Arsenolith (Arsenikblüte), bestehend aus As4O6- Molekülen analog zu der Struktur von P4O6, sowie als monokliner Claudetit vor.
Gewinnung und Darstellung
Technisch gewinnt man Arsentrioxid durch das Rösten arsenhaltiger Erze in sogenannten Gifthütten.
Das Arsentrioxid entweicht dabei als flüchtiger Hüttenrauch. In langen Kanälen (Giftfängen) verdichtet sich das Gas zu einem weißen Pulver. Die Reinigung des Rohproduktes erfolgt durch Sublimation. Je nach Kondensationstemperatur erhält man ein weißes Pulver, das als Giftmehl bezeichnet wird, oder das farblose, glasartige Arsenikglas.
Die Herstellung von reinem Arsentrioxid aus dem Rohprodukt gelingt mit der Umsetzung zum Arsen(III)-chlorid und dessen weiterer Hydrolyse.
Eigenschaften
Arsentrioxid ist pulverförmig, weißlich und wird wie Kochsalz farblos, wenn es feucht wird. Es ist geruchsfrei. Die Substanz ist ätzend und karzinogen.
Verwendung
Arsentrioxid wird zur Herstellung von Giften gegen Nagetiere und Insekten ebenso genutzt wie für die Konservierung von Fellen und Häuten (Taxidermie). In der Glasherstellung nutzt man es zum Läutern und Entfärben der Schmelze.
Daneben ist Arsentrioxid bereits seit der Antike als wirksames Mittel bei Blutkrankheiten und Syphilis bekannt. In Europa hat es heute den Status eines Orphan-Arzneimittels und wird zur Behandlung der akuten Promyelozytenleukämie (APL), einer Unterform der akuten myeloischen Leukämie, eingesetzt.
Weiterhin wird es als Arsenicum album in der Homöopathie verwendet.
Arsentrioxid ist eine Urtitersubstanz nach Arzneibuch.
Sicherheitshinweise
Arsen(III)-oxid wurde im August 2008 aufgrund seiner Einstufung als krebserzeugend (Carc. 1A) in die Kandidatenliste der besonders besorgniserregenden Stoffe (Substance of very high concern, SVHC) aufgenommen. Im Februar 2012 wurde Arsen(III)-oxid zudem in das Verzeichnis der zulassungspflichtigen Stoffe mit dem Ablauftermin für die Verwendung in der EU zum 21. Mai 2015 aufgenommen. Als Arsenverbindung unterliegt Diarsenpentoxid außerdem den Beschränkungen im Anhang XVII, Nummer 19 der REACH-Verordnung.
Toxizität
Arsentrioxid ist ein starkes Gift und eindeutig krebserregend. Oral aufgenommen können bereits weniger als 0,1 g tödlich sein. Akute Vergiftungen äußern sich nach wenigen Stunden durch massive Durchfälle und Erbrechen. Starke Schmerzen kommen hinzu, zunächst im Magen-Darm-Bereich, später, nach einer Scheinbesserung, treten in den Extremitäten Krämpfe auf. Die körperliche Schwäche nimmt beständig zu, Bewusstseinstrübungen, Sehstörungen und langsames Erkalten bereits einen Tag vor Eintritt des Todes werden registriert. Bei der Obduktion findet man u.a. erbsen- bis bohnengroße Magenerosionen an der Magenhinterwand, wo die Giftkristalle an der Schleimhaut haften geblieben waren.
Um Unfällen vorzubeugen, ist beim Umgang mit dieser Verbindung unter einem Abzug zu arbeiten. Als Gegenmaßnahme bei Vergiftungen ist der Mund auszuspülen, Erbrechen auszulösen (nicht bei bewusstlosen Personen) und sofort ein Arzt zu benachrichtigen. In Unfallsituationen sollte ein gasdichter Ganzkörperanzug getragen werden.
Trotz der hohen Giftigkeit wurde Arsenik im 19. Jahrhundert von Arsenikessern auch als Stimulans gebraucht. Die sich dabei herausbildende Toleranz beruht nicht auf einer Gewöhnung des Körpers an Arsentrioxid, sondern allein auf der verminderten Resorption durch die Magenschleimhaut.
Nachweis
Das in Arsentrioxid enthaltene Arsen lässt sich beispielsweise mit Hilfe der Marshschen Probe nachweisen, die allerdings auch für Antimon positiv ausfällt. Ein geeigneteres auch quantitatives Nachweisverfahren ist beispielsweise die Massenspektrometrie mit induktiv gekoppeltem Plasma (ICP-MS) oder die Atomabsorptionsspektroskopie (AAS).
Basierend auf einem Artikel in: Wikipedia.de Seite zurück© biancahoegel.de;
Datum der letzten Änderung: Jena, den: 19.03. 2024