Negation

Negation (von lat.: negare = verneinen) ist Ablehnung, Verneinung oder Aufhebung; verneint werden können zum Beispiel Aussagen, abgelehnt werden können zum Beispiel moralische Werte, aufgehoben werden können zum Beispiel Konventionen.

Sprachwissenschaft

In der Sprachwissenschaft wird die sprachliche Verneinung untersucht, zum Beispiel die Art, wie in einer Sprache Aussagen verneint werden. Je nach Zusammenhang kann als Negation das Wort oder die Formulierung (z.B. „nicht“) bezeichnet werden, mit der eine Aussage („Es regnet nicht“) oder eine andere sprachliche Kategorie („Nichtschwimmer“) verneint wird; oder das Ergebnis eines Vorgangs von Verneinung, zum Beispiel die verneinte Aussage; oder der nichtsprachliche Inhalt der verneinten Aussage beziehungsweise der verneinten sprachlichen Kategorie.

Das Gegenteil einer Satznegation, also eine bejahende beziehungsweise bekräftigende Aussage, bezeichnet man als Affirmation.

Logik

Technische Notation: Nicht-Gatter

In der formalen Logik versteht man unter Negation üblicherweise die Satzverneinung, also eine Operation, durch die der Wahrheitswert einer Aussage (eines Satzes) in sein Gegenteil gekehrt wird; auch hier kann mit der Bezeichnung „Negation“ (a) der sprachliche Ausdruck der Verneinung (zum Beispiel das Negationszeichen „¬“ oder die Formulierung „es ist nicht der Fall, dass …“), (b) seine Bedeutung, etwa die verneinende Wahrheitswertefunktion oder (c) die gebildete verneinende Aussage gemeint sein.

Die Negation in der zweiwertigen Logik

In der klassischen Logik, in der genau zwei Wahrheitswerte wahr und falsch – betrachtet werden, ist die Negation unmittelbar als Umkehrung des Wahrheitswertes in sein Gegenteil fassbar: Wenn man eine wahre Aussage verneint, dann entsteht eine falsche Aussage; verneint man hingegen eine falsche Aussage, so entsteht eine wahre Aussage.

Gebräuchliche Schreibweisen für die Negation einer Aussage a sind \lnot a, {\sim }a, {\overline {a}} und a'. In der polnischen Notation wird die Negation durch den vorangestellten Großbuchstaben N ausgedrückt, (z.B. Na), in den Existential Graphs vonCharles S. Peirce wird eine Aussage verneint, indem sie von einem geschlossenen Linienzug umgeben wird. In vielen Programmiersprachen wird die Negation als not a oder !a geschrieben.

Die Negation lässt sich durch andere Junktoren ausdrücken:

In der klassischen Logik hat die Negation unter anderem folgende Eigenschaften:

Die Negation in der dreiwertigen Logik

In der dreiwertigen Logik gibt es zwei Arten der Negation: die schwache und die starke. Der Unterschied liegt darin, dass bei der starken Negation die Präsuppositionen erhalten bleiben.

Negation, Verneinung und Behauptung

Nach Frege ist es nicht sinnvoll, zwischen bejahenden und verneinenden Urteilen zu unterscheiden. Die Negation gehört im Sinne von Frege zum „Gedanken“ und nicht zur illokutiven Kraft.

„Zu jedem Gedanken gehört demnach ein ihm widersprechender Gedanke ...“

– Frege, Gottlob: Die Verneinung: eine logische Untersuchung

Philosophie

In der Philosophie bedeutet Negation die Aufhebung von etwas durch etwas Entgegengesetztes. (Beispiel: der Tod als Negation des Lebens.) Durch die Negation entsteht eine andere Qualität. Durch die Negation der Negation entsteht wieder eine neue Qualität, die sich möglicherweise stark vom Ausgangszustand unterscheidet. Bei dieser Art der Negation spielt die Zeit eine große Rolle. Sie ist eine Darstellung jeder Entwicklung. Bei der Empfängnis wird der Tod negiert, Leben entsteht. Das Lebewesen entwickelt sich, wird geboren und stirbt wieder. Dabei ist aber nicht der Ausgangszustand wieder erreicht. In der Zwischenzeit hat das Lebewesen sich bewegt, gehandelt, eventuell Nachwuchs erzeugt (somit seine Gene weitergegeben) und die Umwelt verändert.

Negation im Sinne der philosophischen Dialektik (Hegels)

In Hegels Dialektik ist die Negation ein Aspekt der kritischen Antithese. Dabei stellt sie auch eine der drei Bedeutungsaspekte des Begriffs Aufhebung dar. Negation ist die kritische Ablehnung eines positiven philosophischen Systems. Im Anschluss an Hegel postulierte Engels das Gesetz von der Negation der Negation.

Keineswegs hat man sich in diesem Zusammenhang die Antithese bzw. die Entgegensetzung als bloße logische Verneinung vorzustellen. Vielmehr werden zwei Begriffe einander gegenübergestellt und in ihrer Beziehung zueinander betrachtet. Die Negation ist dabei der Übergang von einem zum anderen Begriff und auch umgekehrt. Dieser Übergang setzt nicht nur am ursprünglichen Begriff an, sondern wird aus diesem selbst entwickelt und dabei so vollständig durchgeführt, dass der jeweilige Ursprungsbegriff aber in der Umkehrung auch der Gegensatz argumentativ umfassend zurückgewiesen wird.

Anthropologie

Das „Wunder der Negation“

In anthropologischer Perspektive wird mitunter die Negation als spezifisch für den Menschen und seine Geistigkeit angesehen. Das Urteil sei etwas „Paradoxes“ als die Verknüpfung zweier Begriffe auch dann erhalten bleibt, wenn der verneinende Satz formuliert werden kann. „Dieses Wunder einer Verknüpfung, die ihre eigene Aufhebung besagt, unterscheidet die menschliche Sprache von allen anderen Formen der Kommunikation im Tierreich: Nichtmenschliche Tiere können nicht verneinen und auch nicht bejahen, also nicht urteilen. Damit gibt es für sie kein `wahr´ oder `falsch´.“

Der Mensch als Lebewesen, das Nein sagen kann

In der philosophischen Anthropologie wird u. a. von Max Scheler das „Nein-Sagen-Können“ des Menschen als spezifisch menschlich erachtet.

Ethik

In der Ethik bedeutet Negation die Ablehnung eines moralischen Wertes.

Siehe auch

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Datum der letzten Änderung:  Jena, den: 03.04. 2023