Gatling (Waffenklasse)

Gatling Gun Gatling-Waffen sind automatische Schusswaffen, deren Nachlademechanismus mittels der Rotation des um eine Drehachse angeordneten Laufbündels betrieben wird. Das Gatling-Prinzip wurde 1861 vom amerikanischen Erfinder Richard Gatling entwickelt und in der Gatling Gun eingesetzt. Später wurden sowohl Maschinengewehre als auch Maschinenkanonen entwickelt, die auf diesem Prinzip aufbauen.

Die Gatling-Bauweise vereint einen einfachen Ladevorgang mit einer hohen Kadenz bei hoher Verlässlichkeit.

Eine Gatling-Waffe ist trotz ähnlicher Funktionsweisen prinzipiell anders aufgebaut als eine Revolverkanone.

Alle heutigen Gatling-Waffen sind Weiterentwicklungen der Gatling Gun die 1861 während des amerikanischen Bürgerkriegs erfunden wurde. Die Regierung der Vereinigten Staaten hatte zuerst kein Interesse daran; trotzdem kaufte der Unionsgeneral Benjamin Butler 12 Stück und setzte sie an der Front bei Petersburg ein.

Beispiele
Name Land Antrieb Typ Kaliber Kadenz Mündungs-
geschwindigkeit
Waffen-
gewicht
  mm rpm m/s kg
Gatling-Waffen
XM214 Microgun USA Fremdantrieb MG 5,56 6.000 990 12,25
Minigun USA Fremdantrieb MG 7,62 4.000 854 16
M61 Vulcan USA Fremdantrieb MK 20 6.000 1.050 112
Grjasew-Schipunow GSch-6-23 Russland Gasdrucklader MK 23 10.000 745 76
GAU-12 Equalizer USA Fremdantrieb MK 25 4.200 1.040 122
GAU-8 Avenger USA Fremdantrieb MK 30 3.900 1.067 281
Grjasew-Schipunow GSch-6-30 Russland Gasdrucklader MK 30 6.000 845 149
Die ursprüngliche Gatling verfügte über sechs Läufe, die eine Überhitzung der Gewehrläufe verhinderten. Diese rotierten um eine Mittelachse. Die Patronen wurden durch die Schwerkraft von oben in die Kanone befördert. Gatling war nicht der erste, der über eine Kombination mehrerer Läufe nachdachte. Bereits im 18. Jahrhundert gab es entsprechende Ideen und auch die französische Mitrailleuse von Nordenfelt verfügte über mehrere Läufe.

Man benötigte 4 Mann, um das Gatling-Maschinengewehr zu bedienen. Die leichtesten Modelle waren über 45 Kilogramm schwer. Das Modell 1876 war in der Lage, theoretisch 1.200 Schuss pro Minute abzugeben, unter Einsatzbedingungen waren es noch etwa 400 Schuss pro Minute. Vor der Einführung des rauchschwache Pulver bestand zudem das Problem, dass sich beim Feuern eine große Wolke aus Pulverdampf bildete, die die Sicht des Schützen behinderte.

Eine ähnliche Waffe ist die 37-mm-Hotchkiss-Kanone, allerdings mit einem größeren Kaliber.

Anfang des 20. Jahrhunderts rüsteten die Armeen auf Rückstoßlader-Machinengewehre um und so geriet das Gatling-Prinzip zunächst in Vergessenheit.

Gaitling GAU-8 kompett
 

Automatische Schusswaffen, die auf dem Gatling-Prinzip aufbauen, werden heute wegen ihrer Feuerstärke in großem Umfang beim Militär eingesetzt, etwa zur Infanterieunterstützung oder zur Luftabwehr. Mit 10.000 Schuss pro Minute erreicht die russische Maschinenkanone Grjasew-Schipunow GSch-6-23 die höchste Feuerrate der gegenwärtig im Einsatz befindlichen Gatling-Konstruktionen. Es werden sowohl Gatling-Maschinengewehre als auch Gatling-Kanonen gefertigt.

Verglichen mit Gatling-Waffen benötigen herkömmliche, einläufige, automatische Schusswaffen wegen der Erhitzung des einzelnen Laufes nach den Feuerstößen Feuerpausen zum Abkühlen, oder aber ein Auswechseln des Laufes in regelmäßigen Abständen oder aufwendige Kühlsysteme für die Läufe. Der Nachteil des höheren Gewichts der Gatling-Waffen kommt nicht so sehr zum Tragen, da sie für die üblichen Einsatzfälle auf Lafetten oder in Fahrzeugen oder Flugzeugen mit entsprechender Tragkraft montiert werden.

Der Trend geht Richtung hülsenloser Munition (caseless), bei der das Treibmittel mit dem Geschoss vergossen ist und eine elektrische Zündung erfolgen kann. Dadurch kann der Zündzeitpunkt bei so enormer Kadenz (100 Schuss pro Sekunde) noch genauer eingehalten werden und so die Trefferlage enorm verbessert werden. Allerdings reduziert sich aus thermischen Gründen die Dauerfeuerzeit, da die Metallhülsen herkömmlicher Munition einen großen Teil der Abwärme aufnehmen können und ausgeworfen werden jetzt entfallen

Die ersten Modelle von Richard Gatling wurden noch mit einer Handkurbel angetrieben. Die Kadenz der Waffe war demzufolge stark von der Kraft des Bedieners abhängig. Moderne Gatling-Waffen werden meist fremdangetrieben; d. h. die Energie für die Rotation der Läufe wird über einen elektrischen, hydraulischen oder pneumatischen Antrieb realisiert. Gatling-Waffen sind jedoch nicht in jedem Fall fremdangetrieben. Es ist bei den US-amerikanischen 'Gatlings' üblich, sie mit elektrischen oder hydraulischen Antrieben auszurüsten. Russische Entwicklungen dagegen sind über den Gasdruck mit Eigenantrieb ausgestattet; d.h. sie sind Gasdrucklader. Der Vorteil des Eigenantriebes ist die kürzere Anlaufzeit, um die Rohre in Rotation zu versetzen, begründet im Eigenantrieb. Damit verfeuert diese Waffe in der ersten Sekunde des Feuerstoßes mehr Geschosse als eine fremdangetriebene Gatling. Des Weiteren sind diese Waffen nicht von einer externen Energiequelle abhängig. Als Nachteil ist die Funktionssicherheit anzuführen. Fremdangetriebene Gatlings werfen nicht gezündete Patronen einfach wieder aus, während Gasdrucklader stehenbleiben, da der fehlende Gasdruck die nächste Patrone nicht lädt. Abhilfe schaffen hier Pyrotechnische Kartuschen. Diese kleinen Zündsätze laden die Waffe durch (spannen bzw. entspannen die Waffe) und werfen somit die fehlgezündete Patrone aus. Beim erneuten Feuern der Kanone erledigt dies wieder der Gasdruck der gezündeten Patronen.


 
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 30.06. 2019