Alan Mathison Turing

britischer Logiker, Mathematiker, Kryptoanalytiker und Informatiker

geboren: 23. Juni 1912 in London
gestorben: 7. Juni 1954 in Wilmslow, Cheshire

1946 Order of the British Empire;
1951 Fellow der Royal Society;

Alan Turing gilt heute als einer der einflussreichsten Theoretiker der frühen Computerentwicklung und Informatik. Turing schuf einen großen Teil der theoretischen Grundlagen für die moderne Informations- und Computertechnologie.

Im Alter von sechs Jahren wurde Turing auf die private Tagesschule St. Michael’s in St. Leonards-on-the-Sea geschickt, wo die Schulleiterin frühzeitig seine Begabung bemerkte.
Er studierte von 1931 bis 1934 am King’s College, Cambridge, unter Godfrey Harold Hardy (1877–1947), einem respektierten Mathematiker.

In seiner für diesen Zweig der Mathematik grundlegenden Arbeit On Computable Numbers, with an Application to the „Entscheidungsproblem“ (28. Mai 1936) formulierte Turing die Ergebnisse Kurt Gödels von 1931 neu. Er ersetzte dabei Gödels universelle, arithmetisch-basierte formale Sprache durch einen einfachen gedanklichen Mechanismus, eine abstrakt-formale Zeichenketten verarbeitende mathematische Maschine, die heute unter dem Namen Turingmaschine bekannt ist.

Statue Alan Turings von Stephen Kettle im Bletchley Park im Auftrag von Sidney Frank, gebaut aus einer halben Million walisischer Schieferstücke.

Während des Zweiten Weltkriegs war Turing einer der herausragenden Wissenschaftler bei den erfolgreichen Versuchen in Bletchley Park, verschlüsselte deutsche Funksprüche zu entziffern. Die Einblicke, die Turing bei der Kryptoanalyse der Fish-Verschlüsselungen gewann, halfen später bei der Entwicklung des ersten digitalen, programmierbaren elektronischen Röhrencomputers ENIAC.
Turing konzipierte die nach ihm benannten Bombes. Sie waren Nachfolgerinnen der von dem Polen Marian Rejewski entwickelten Bomba und dienten zur Ermittlung der Schlüssel von Enigma-Nachrichten.
Turings Mitwirkung als einer der wichtigsten Codeknacker bei der Entzifferung der Enigma war bis in die 1970er Jahre geheim; nicht einmal seine engsten Freunde wussten davon. Die Entzifferung geheimer deutscher Funksprüche war eine kriegsentscheidende Komponente für den Sieg der Alliierten im U-Boot-Krieg und im Afrikafeldzug.

Von 1945 bis 1948 war Turing im National Physical Laboratory in Teddington tätig, wo er am Design der ACE (Automatic Computing Engine) arbeitete.
Ab 1948 lehrte Turing an der Universität Manchester und wurde im Jahr 1949 stellvertretender Direktor der Computerabteilung. Hier arbeitete er an der Software für einen der ersten echten Computer, den Manchester Mark I und gleichzeitig weiterhin verschiedenen theoretischen Arbeiten.
Von 1952 bis zu seinem Tod 1954 arbeitete Turing an mathematischen Problemen der theoretischen Biologie. Er veröffentlichte 1952 eine Arbeit zum Thema The Chemical Basis of Morphogenesis.

1952 half der 19-jährige Arnold Murray, zu dem Turing eine gleichgeschlechtliche Beziehung hatte, einem Komplizen dabei, in Turings Haus einzubrechen. Turing meldete daraufhin einen Diebstahl bei der Polizei, die ihm als Folge der Ermittlungen eine sexuelle Beziehung zu Murray vorwarf. Da homosexuelle Handlungen zu dieser Zeit in England – wie in den meisten anderen Ländern – strafbar waren, wurde Turing wegen „grober Unzucht und sexueller Perversion“ angeklagt.
Nach seiner Verurteilung zu einer Gefängnisstrafe wurde er vor die Wahl gestellt, die Haftstrafe anzutreten oder – da zu seiner Zeit Homosexualität von weiten Teilen der Psychiatrie als Krankheit angesehen wurde – sich behandeln zu lassen. Er entschied sich für die ärztliche Behandlung, zu der auch eine medikamentöse Behandlung mit dem Hormon Östrogen gehörte.

1954 starb Turing, wahrscheinlich entsprechend der offiziellen Feststellung durch Suizid, an einer Cyanidvergiftung, dem Anschein nach von einem vergifteten Apfel herrührend, den man halb aufgegessen neben ihm auffand. Unter seinen Biographen ist die Annahme verbreitet, die Auswirkungen der Hormonbehandlung seien die Hauptursache für den Suizid gewesen.

Ab etwa den späten 2000er Jahren unternahmen britische Bürger eine Reihe von öffentlichkeitswirksamen Aktivitäten, um das von Turing erlittene Unrecht bekannt zu machen und seine formale Rehabilitierung zu erreichen, also einen Widerruf oder eine Aufhebung des damaligen Urteils.
Am 24. Dezember 2013 wurde Alan Turing durch ein allein dem Monarchen zustehendes besonderes Gnadenrecht begnadigt, dem sogenannten Royal Pardon. Justizminister Chris Grayling hatte diese Begnadigung bei Elisabeth II. beantragt. Turing gilt damit auch als offiziell rehabilitiert.

Seitenende
Übersicht
Seite zurück
© biancahoegel.de; 
Datum der letzten Änderung:  Jena, den: 18.04. 2018