Schwache Markoweigenschaft
Die schwache Markoweigenschaft ist in der Wahrscheinlichkeitstheorie eine Eigenschaft eines stochastischen Prozesses. Sie wird genutzt, um allgemeine Markowprozesse zu definieren, und ist eine Verschärfung der elementaren Markoweigenschaft, da sie im Gegensatz zu dieser noch fordert, dass die Übergangswahrscheinlichkeiten zwischen den Zuständen unabhängig vom Zeitpunkt des Übergangs sind. Meist wird die schwache Markoweigenschaft als "die Markoweigenschaft" bezeichnet und auf den Zusatz "schwach" verzichtet.
Definition
Gegeben sei ein stochastischer Prozess mit Werten in  
und Zeitmenge 
, 
die außerdem abgeschlossen bezüglich Addition sei und die 0 enthält. Sei 
 
die erzeugte 
Filtrierung des Prozesses. 
Man definiert den Markowkern 
der Übergangswahrscheinlichkeiten zur Zeitdifferenz  
als Kern von 
 
nach 
 
durch 
für . 
Dabei ist 
 
die Wahrscheinlichkeit, zum Zeitpunkt 
 
in 
 
zu sein, wenn man in 
 
gestartet ist. 
Der Prozess hat dann die schwache Markoweigenschaft, wenn für 
beliebiges  
und alle 
 
und alle 
 
gilt, dass 
ist (-fast 
sicher). 
Interpretation
Die Filtrierung  
enthält die Informationen über den Verlauf des Prozesses vom Start bis zum 
Zeitpunkt 
, 
demnach ist entsprechend dem bedingten 
Erwartungswert die bedingte Wahrscheinlichkeit 
 
die Wahrscheinlichkeit, zu einem späteren Zeitpunkt 
 
in 
 
zu sein, wenn das Vorwissen 
 
über den Prozess bekannt ist. 
Entsprechend der obigen Ausführung ist dann  
die Wahrscheinlichkeit bei Start in 
 
nach 
 
Zeiteinheiten in 
 
zu sein. Die bedeutet Folgendes: Fixiert man zu einem beliebigen Zeitpunkt 
 
einen Zustand 
 
und geht dann von diesem Zustand mit dem Wissen über die gesamte Vergangenheit 
des Prozesses nochmals 
 
Zeitschritte nach vorn, so ist die Wahrscheinlichkeit für das Eintreffen des 
Ereignisses 
 
dieselbe, wie wenn man direkt im fixierten Zustand 
 
gestartet hätte und um 
 
nach vorn gegangen wäre. Die Vergangenheit des Prozesses hat also keinen 
Einfluss auf die Übergangswahrscheinlichkeiten. So gesehen hat der Prozess ein 
„kurzes Gedächtnis“. Außerdem hat auch der Zeitpunkt 
 
keinen Einfluss auf die Übergangswahrscheinlichkeiten, der Prozess ist also 
homogen. 
Verallgemeinerungen
Eine Verallgemeinerung der schwachen Markoweigenschaft ist die starke Markoweigenschaft. Sie fordert bei einem Markowprozess, dass die schwache Markoweigenschaft nicht nur für deterministische Zeitpunkte gilt, sondern dass sie auch für (zufällige) Stoppzeiten gilt.
Literatur
- Achim Klenke: Wahrscheinlichkeitstheorie. 3. Auflage. Springer-Verlag, Berlin Heidelberg 2013, ISBN 978-3-642-36017-6.
 


© biancahoegel.de
Datum der letzten Änderung: Jena, den: 31.03. 2021