Probit

Ein Probit ist in der Statistik die zu einer Wahrscheinlichkeit {\displaystyle p\in (0,1)} gebildete Größe {\displaystyle \Phi ^{-1}(p)\in \mathbb {R} }, wobei {\displaystyle \Phi ^{-1}} die Umkehrfunktion der Verteilungsfunktion {\displaystyle \Phi } der Standardnormalverteilung bezeichnet. Unter der Probit-Transformation versteht man die Transformation von Wahrscheinlichkeiten in Probits. Diese Transformation wird im Probit-Modell, einem speziellen verallgemeinerten linearen Modell, zur Spezifikation der Kopplungsfunktion verwendet.

Darstellung der Probit-Funktion

In der Biometrie werden in der sogenannten Probitanalyse zur Untersuchung von Dosis-Wirkung-Beziehungen die Begriffe Probit und Probit-Transformation in einer verwandten, aber abweichenden Bedeutung verwendet.

Definition

Für eine Wahrscheinlichkeit {\displaystyle 0<p<1} heißt

{\displaystyle \operatorname {probit} (p)=\Phi ^{-1}(p)}

Probit von {\displaystyle \Phi } die Verteilungsfunktion der Standardnormalverteilung bezeichnet. Die Funktion {\displaystyle \operatorname {probit} \colon (0,1)\to \mathbb {R} } heißt auch Probit-Funktion. Wenn Wahrscheinlichkeiten {\displaystyle p\in (0,1)} in {\displaystyle \operatorname {probit} (p)\in \mathbb {R} } transformiert werden, spricht man auch von einer Probit-Transformation.

Eigenschaften

{\displaystyle \operatorname {probit} (p){\begin{cases}<0&{\text{für }}p<1/2\\=0&{\text{für }}p=1/2\\>0&{\text{für }}p>1/2\end{cases}}\;.}
{\displaystyle \operatorname {probit} (1-p)=-\operatorname {probit} (p)\quad {\text{für alle }}0<p<1}
{\displaystyle \lim _{p\to 0}\operatorname {probit} (p)=-\infty \quad {\text{und}}\quad \lim _{p\to 1}\operatorname {probit} (p)=\infty \;.}
{\displaystyle \operatorname {probit} '(p)={\frac {1}{\varphi (\Phi ^{-1}(p))}}>0\quad {\text{für alle }}0<p<1,}
wobei {\displaystyle \varphi } die Dichtefunktion der Standardnormalverteilung bezeichnet.

Anwendungen

{\displaystyle \mathrm {probit} (P(Y_{i}=1))=\beta _{0}+\sum _{j=1}^{p}\beta _{j}x_{ij}\quad i=1,\dots ,n\;.}
Dabei ist {\displaystyle x_{ij}} der {\displaystyle i}-te beobachtete Werte der {\displaystyle j}-ten erklärenden Variablen und {\displaystyle n} ist die Anzahl der Beobachtungen. Eine häufig verwendete Alternative zum Probit-Modell ist das Logit-Modell, bei dem die Logit-Funktion {\displaystyle \mathrm {logit} (p)=\ln(p/(1-p)} an die Stelle der Probit-Funktion tritt.
{\displaystyle \mathrm {probit} (P(Y_{i}\leq k))=\beta _{0k}+\sum _{j=1}^{p}\beta _{j}x_{ij},\quad i=1,\dots ,n}
modelliert.[3] Dabei gilt {\displaystyle \beta _{01}\leq \beta _{02}\leq \dots \leq \beta _{0k}}. Wie im binären Probit-Modell kann anstelle der Probit-Funktion die Logit-Funktion verwendet werden.

Probitanalyse in der Biometrie

In der Biometrie heißt ein Teilgebiet der Untersuchung von Dosis-Wirkung-Beziehungen Probitanalyse[5][6]. Dort findet sich folgende abweichende Terminologie für den Begriff Probit-Transformation. Für eine Zufallsvariable {\displaystyle X}, deren dekadischer Logarithmus {\displaystyle \lg X} einer Normalverteilung mit den Parametern {\displaystyle \mu } und {\displaystyle \sigma ^{2}} genügt, ist die Zufallsvariable {\displaystyle (\lg X-\mu )/\sigma } standardnormalverteilt und die Zufallsvariable {\displaystyle 5+(\lg X-\mu )/\sigma } nimmt mit sehr großer Wahrscheinlichkeit positive Werte an. Die Transformation der Messwerte

{\displaystyle x\mapsto 5+{\frac {\lg x-\mu }{\sigma }}}

heißt in diesem Zusammenhang Probit-Transformation. In diesem Zusammenhang wird der zu einer Wahrscheinlichkeit {\displaystyle p} gehörende Probit als der Wert {\displaystyle \Phi ^{-1}(p)+5} definiert.[7]

Einzelnachweise

  1. Gerhard Tutz: Die Analyse kategorialer Daten – Anwendungsorientierte Einführung in Logit-Modellierung und kategoriale Regression. Oldenbourg, München / Wien 2000, ISBN 3-486-25405-7, 4.2.1 Probit-Modell, S. 122.
  2. Gerhard Tutz: Regression for Categorical Data. Cambridge University Press, Cambridge 2012, ISBN 978-1-107-00965-3, Probit Model, S. 123–124.
  3. Hochspringen nach: a b Gerhard Tutz: Regression for Categorical Data. Cambridge University Press, Cambridge 2012, ISBN 978-1-107-00965-3, Probit Model, S. 248.
  4. Gerhard Tutz: Modelle für kategoriale Daten mit ordinalem Skalenniveau – Parametrische und nonparametrische Ansätze. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1990, ISBN 3-525-11268-8, S. 76–77.
  5. P. H. Müller (Hrsg.): Lexikon der Stochastik – Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik. 5. Auflage. Akademie-Verlag, Berlin 1991, ISBN 978-3-05-500608-1, Probitanalyse, S. 307–309.
  6. D. J. Finney: Probit Analysis. 3. Auflage. Cambridge University Press, Cambridge 1971.
  7. P. H. Müller (Hrsg.): Lexikon der Stochastik – Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik. 5. Auflage. Akademie-Verlag, Berlin 1991, ISBN 978-3-05-500608-1, Probitanalyse, S. 308.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 02.07. 2025