Hirschkäfer

Andere Namen: Lucanus cervus, Hornschröter, Feuerschröter oder Donnergugi.
Männchen dessen Hinterleib ein Vogel gefressen hat

Die männlichen Käfer werden 25 bis 75 Millimeter lang, die Weibchen sind mit maximal 40 Millimetern Länge deutlich kleiner. Damit sind sie die größten europäischen Käfer. Sie haben beide eine schwarzbraune Grundfärbung, die Deckflügel und die Mandibeln (Oberkiefer) der Männchen sind braunrot gefärbt. Besonders auffällig an den Männchen ist das „Geweih“, bei dem es sich um die massiv vergrößerten Mandibeln handelt. Sie können bei besonders großen Exemplaren fast die halbe Körperlänge ausmachen. Die Weibchen haben einen schmaleren Kopf und normal entwickelte Oberkiefer. Sie tragen auf der Oberseite ihrer Vorderbeine charakteristische, gelb behaarte runde Flecken. Gelegentlich kann die forma capreolus, auch Hungermännchen genannt, beobachtet werden, bei der die Männchen sehr klein sind und, ebenso wie die Weibchen, kein Geweih tragen. Dies geschieht in Zeiten schlechter Ernährung.

Verbreitungsgebiet: Die Tiere kommen in Süd-, Mittel- und Westeuropa, nördlich bis in den Süden Schwedens vor. Lokal findet man sie auch in England, Kleinasien und östlich bis nach Syrien. Sie leben bevorzugt in alten Eichenwäldern, können aber auch in Gärten, Rindenmulchhaufen etc. vorkommen.
Die Hauptflugzeit liegt zwischen Ende Mai und Ende Juli.

Lebensweise:
Die Lebenserwartung der erwachsenen Käfer beträgt drei bis acht Wochen. Sie können fliegen und schwärmen besonders in der Dämmerung. Die Männchen können ihr Geweih nicht zur Nahrungsaufnahme beziehungsweise zum Beißen und Kauen verwenden, sie saugen und lecken lediglich Pflanzensäfte. Die Weibchen helfen ihnen meist dabei, an Nahrung zu gelangen, indem sie mit ihren Mandibeln Wunden an der Rinde von Eichen vergrößern, an denen sie auch selbst lecken. Die Weibchen locken ihre Partner mit Hilfe von Sexuallockstoffen (Pheromonen) an. Treffen zwei Männchen aufeinander, versuchen sie den Gegner mit Hilfe ihrer langen Mandibeln auf den Rücken zu werfen oder vom Ast zu hebeln. Nur der Gewinner eines solchen Kommentkampfes hat die Möglichkeit, sich mit dem Weibchen zu paaren. Allerdings sind die Mandibeln der Männchen nicht zum Kneifen geeignet, die Weibchen mit ihren deutlich kleineren Mandibeln können wesentlich kräftiger zubeißen.
Nach der Paarung legt das Weibchen etwa 20 Eier bis zu 75 Zentimeter tief in den Boden an die Wurzeln von toten oder kranken Bäumen. Die Larven entwickeln sich in den Wurzeln, Stämmen und Stümpfen, brauchen jedoch durch Pilzbefall zermürbtes Totholz, insbesondere von Eichen. Selten werden auch andere Laubbäume wie etwa Linden, Buchen, Ulmen, Pappeln, Eschen, Weiden oder Obstbäume ausgewählt.
Die cremefarbenen Larven benötigen je nach Qualität des Holzes meist drei bis fünf, manchmal auch bis zu acht Jahre für ihre Entwicklung und werden bis zur letzten Häutung oft über 11 Zentimeter lang. Sie haben eine stark chitinisierte, hellbraune Kopfkapsel und kräftige Mandibeln. Sie verpuppen sich in einer faustgroßen Kammer, etwa 20 Zentimeter tief im Erdboden.

Gefährdung
Der Hirschkäfer ist in der Roten Liste Deutschlands als „stark gefährdet“ (Kategorie 2) geführt. Sein Bestand hat in Mittel- und Südeuropa stark abgenommen. Dies liegt nicht etwa, wie häufig behauptet, an ihrer Beliebtheit für Sammler, sondern daran, dass immer weniger Lebensräume für die Tiere vorhanden sind. Im Zuge sogenannter "Aufräumaktionen" wurden besonders die lichten Laubwälder von Totholz „befreit“, das für die Entwicklung der Larven notwendig ist. Heute werden die meisten Bestände forstwirtschaftlich genutzt. Alte Eichen werden gefällt, und das Holz wird verarbeitet. Entsprechend fällt auch kein neues Totholz mehr an. So kommen Hirschkäfer heute nur noch in einigen alten Eichen-Urwäldern vor, hier allerdings häufig in recht großen Beständen. Dem Hirschkäfer wurde gesetzlicher Schutz gemäß der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie eingeräumt.


 
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Datum der letzten Änderung:  Jena, den: 01.06.2014