Echter und falscher Mehltau

Die Pflanzen oder ihre Teile sehen aus, als seien sie mit Mehl bepudert. Die Überzüge bestehen aus einem dichten Geflecht von Pilzfäden, das oberflächlich aufliegt. Von ihm dringen Saugfäden in das Pflanzengewebe ein. Aus den Überzügen wachsen senkrecht nach oben mehr oder weniger kurze Fäden, an deren Enden Sporen abgeschnürt werden, sogenannte „Sommersporen“, die der Ausbreitung des Pilzes während der Wachstumszeit, also während des Sommers, dienen. Sie werden durch den Wind, durch Wassertröpfchen oder auch durch Insekten übertragen. Ihre Lebensdauer ist verhältnismäßig kurz. Jedenfalls überdauern sie den Winter nicht. Darum bilden diese Pilze noch eine weitere Sporenform, sogenannte „Wintersporen“, die in kleinen, kugeligen, braun- oder schwarzgefärbten Gebilden entstehen. Diese winzigen für den Pilz so wichtigen „Winterfrüchte“ sind in dem Überzug eingebettet und mit dem bloßen Auge gerade noch zu erkennen. In ihnen reifen Sporen im Laufe der Wachstumsruhe. Sie werden im nächsten Frühjahr Ausgangspunkt für den neuen Befall. Aus der großen Zahl von echten Mehltaupilzen, die an den verschiedensten Pflanzen unseres Gartens auftreten, wollen wir einige der wichtigsten näher betrachten.

Mehltaupilze

Echter Mehltau

Der Echte Mehltau ist ein Kind des schwül-warmen Sommers.
Mehltaupilze sind wirtsspezifisch, das heißt, dass jede Pflanzenart ihren eigenen Mehltaupilz hat.
Die Erysiphaceae sind die einzige Familie in der somit monotypischen Ordnung der Echten Mehltaupilze (Erysiphales).

Falscher Mehltau

Falscher Mehltau auf einer Gurke, typisches Mosaikbild auf der Blattoberseite

Der Falsche Mehltau ist eine seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in der Landwirtschaft und dem Gartenbau Europas gefürchtete Pflanzenkrankheit. Er wurde erstmals 1878 unter dem Namen Plasmo Para beschrieben. Heute fasst man die verschiedenen Falschen Mehltauarten unter der Ordnung Peronosporales der Eipilze zusammen (diese gehören phylogenetisch nicht zu den Pilzen!). Im Gegensatz zum Echten Mehltau entsteht auf der Blattunterseite ein gräulich-bläulicher Pilzrasen.

Apfelmehltau

Nach dem Knospenaufbruch im Frühjahr fallen an Apfelbäumen Triebe auf, deren Blätter weiße, flockige Überzüge tragen. Die Blätter rollen ihre Ränder ein. Schon unmittelbar nach dem Aufblühen der Knospen zeigt sich der Befall. So müssen wir annehmen, daß der Pilz in der Knospe überwintert und sich nun im Frühjahr mit den Blättern gleichzeitig entwickelt. Ja, man kann sagen, daß er die Blätter im Wachstum noch überflügelt und infolgedessen so stark schädigt, daß für den Baum derartig befallene Triebe oft verloren sind.
Nicht nur Laubknospen leiden unter dem Mehltaupilz, sondern auch Blütenknospen. Dies bedeutet einen schweren Verlust, da kranke Triebe vorzeitig vertrocknen. Bei befallenen Blüten entfalten sich die rötlichweißen Blumenblätter nur unvollkommen, die Staubgefäße verkümmern, der Fruchtansatz kommt nicht zustande. Früchte werden im allgemeinen nicht befallen. Kennzeichnend für den Apfelmehltau ist, daß er die erkrankten Triebe vollständig vernichtet, aber nicht auf ältere Blätter oder auf gesund aus den Knospen herauswachsende Blüten übergeht.
Nach den bisherigen Beobachtungen vermag der Pilz mit Hilfe der Sommersporen schon in die für das nächste Jahr vorgebildeten Knospen einzudringen. Dadurch wird die Bekämpfung sehr erschwert. Es bleibt uns hierzu keine andere Maßnahme übrig als das Abschneiden und Verbrennen der erkrank ten Triebspitzen. Bei der Auswahl der Sorten werden wir solche unberücksichtigt lassen, die als besonders anfällig gelten.

Stachelbeermehltau

Wie der Name andeutet, handelt es sich hierbei um eine Pilzkrankheit, die aus Amerika eingeschleppt wurde. Sie hat sich in einigen Obstanbaugebieten so stark ausgebreitet, daß die Stachelbeerkultur ernstlich bedroht wird. Bei dem Amerikanischen Stachelbeermehltau ist der Befall der Beeren besonders auffällig. Zunächst entsteht auf der Frucht ein kleiner, weißer filziger Fleck. Er vergrößert sich schnell und vereinigt sich unter Umständen mit einem zweiten und dritten usw. Gleichzeitig geht die weiße Farbe des Überzuges in eine braune über, und bald ist die ganze Beere in einen dichten schokolade­braunen Filz eingehüllt. Selbstverständlich leiden die befallenen, recht unappetitlich aussehenden Früchte in ihrer Entwicklung: sie bleiben sauer. Giftig sind die Überzüge aber nicht; die Beeren können also ohne Schaden verarbeitet werden.
Der Amerikanische Stachelbeermehltau gehört zu den Erkrankungen unserer Obstgehölze, die sich verhältnismäßig leicht bekämpfen lassen. Durch Bodenbearbeitung, sachgemäße Düngung, durch Auslichten der Sträucher und richtige Bewässerung müssen wir für gute Wachstumsbedingungen sorgen. Wenn wir dann im Herbst oder Frühjahr alle erkrankten Triebspitzen abschneiden und verbrennen und außerdem kurz vor oder bei dem Austrieb mit schwefelhaltigen Mitteln spritzen oder stäuben, können wir damit rechnen, daß der Amerikanische Stachelbeermehltau verschwindet. Oft genügt auch schon eine kräftige Kalkung des Bodens und ein Bestäuben der Sträucher mit feingemahlenem Kalk. Es steht fest, daß den Kleingärtner ein großer Teil Schuld trifft, wenn der Stachelbeermehltau stark auftritt. Mitunter findet man den Stachelbeermehltau auch auf Johannisbeeren.

Rosenmehltau

Besonders stark tritt dieser an der bekannten und im Garten gern gepflanzten Kletterrose „Crimson Rambler“ auf. Hier erkranken sehr leicht die jüngeren Blätter, Triebe,Blütenknospen und - kelche, wenn die Standortbedingungen der Rose nicht Zusagen: wenn z. B. der Boden leicht und kalt ist. In den weißen, später gelblichgrauen, filzigen Überzügen sind die erwähnten Sporenbehälter (Winterfrüchte) verhältnismäßig leicht zu erkennen. Die Anfälligkeit der einzelnen Rosenarten ist sehr verschieden. Neben der allgemeinen Pflege spielt die Anwendung von schwefelhaltigen Spritz - und Stäubemitteln eine große Rolle. Wiederholt angewendet, vermögen sie den Rosenmehltau zu unterdrücken.

Erbsenmehltau

Im Spätsommer, wenn die späten Erbsen reifen, beobachtet man häufig einen mehr oder weniger starken Befall an den Blättern. Da die Blätter vorzeitig vertrocknen, kann eine starke Minderung der Ernte eintreten. Die Bekämpfung ist nicht immer erfolgreich und lohnend. Bei hochwertigen Sorten, d. h. solchen, die zur Gewinnung von Saatgut dienen sollen, wird aber in Saatzuchtbetrieben stets eine Bekämpfung vorgenommen, und zwar durch Bestäuben mit feingemahlenem Schwefel. Temperaturschwankungen im Herbst wirken sich ungünstig aus.

Stockaustriebe von Eichenstümpfen sowie Lupinen, Schwarzwurzeln, Gurken, Spinat und andere Pflanzen werden sehr stark vom Mehltau befallen. Geschwächte Pflanzen werden von Krankheiten stärker befallen als gesunde.

Echter und falscher Mehltaupilz am Wein

Mehltaubefall von Weinbeeren

Der echte Mehltaupilz ist kenntlich an den weißen, filzigen Überzügen aufbeiden Seiten der Blätter, auf den Trieben und der Schale der Beeren. Kennzeichnend ist das Aufplatzen der noch unreifen Weinbeeren. Die im Innern sich entwickelnden Kerne werden deutlich sichtbar, so daß der Gärtner von „Kernbruch“ spricht.

Der falsche Mehltau ruft ein ganz anderes Schadbild hervor. Auf der Blattoberseite entstehen hellere, gelbliche Flecke, die wie ölflecke aussehen und als solche bezeichnet werden. Auf der Blattunter seite finden wir fleckenförmige, lockere Filzüberzüge, die von Sporenträgern gebildet werden und aus dem Blattgewebe herausvvachsen. An den Beeren verursacht der falsche Mehltaupilz ein Schrumpfen und Braunwerden, aber kein Aufplatzen. Man spricht hier von „Lederbeeren“.

Falsche Mehltaupilze richten an Gemüsepflanzen oft erheblichen Schaden dadurch an, daß sie Blätter und Stengel vorzeitig zum Absterben bringen. Denken wir an die Kraut- und Knollenfäule der Kartoffeln, die besonders im naßkalten Sommer und Herbst stark auftreten und zu Mißernten führen können. Hier ist eine Bekämpfung unbedingt erforderlich.

Bekämpfung des echten und falschen Mehltaus

In beiden Fällen sind möglichst alle erkrankten Teile zu sammeln und zu verbrennen. Hierauf ist bei dem Abernten der Beete besonders zu achten. Den echten Mehltaupilz bekämpfen wir wirksam mit schwefelhaltigen Mitteln. Den falschen Mehltau bekämpfen wir wirksam mit kupferhaltigen Mitteln.

Im Biogarten kann vorbeugend mit Schachtelhalm-Brühe gesprüht werden.

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Datum der letzten Änderung:  Jena, den: 04.05. 2018