Wacholder

Immergrünes, baum- oder strauchförmiges Nadelgehölz mit vielen Arten und Zuchtformen.

Standort: In fast jedem Boden und an jedem Standort, sonnig bis schattig.
Höhe: Zwischen 30 cm und über 7 m.
Blütezeit: April/Mai.
Vermehrung: Durch Stecklinge, Ableger oder Aussaat.
Ernte: Nur die weiblichen Bäume tragen Früchte, die erst im zweiten Jahr reif sind.

Der Wacholder wird verwandtschaftlich zur Nadelbaumfamilie der Zypressengewächse (Cupressaceae) gerechnet. Die Gattung kommt mit über 50 Arten in den kühlen oder warmgemäßigten Zonen der nördlichen Erdhalbkugel vor, nur eine Art - Juniperus procera. - überschreitet in den Gebirgen Ostafrikas (Kenia) den Äquator.

In bezug auf die Höhe und Wuchsform können die verschiedenen Arten und Formen stark voneinander abweichen. Die Pflanzen sind immer reich verzweigt, so daß ein dichter Strauch oder ein Baum mit dichter Krone entsteht. Sämtliche Wacholder-Arten gehören zu den immergrünen Gehölzen.

Die Blätter sind gegenständig angeordnet oder stehen in Quirlen zu 3. Junge Pflanzen besitzen nadeiförmige Blötter. Bei den meisten Arten entwickeln sich jedoch mit zunehmendem Alter entweder zusätzlich oder ausschließlich nur noch abgerundete Schuppenblätter. Diese liegen der Sproßachse dicht an. Der heimische Heide-Wacholder und wenige nah verwandte Arten stellen insofern eine Ausnahme dar, als sie bis zum Lebensende Nadelblätter bilden.

Die Blüten des Wacholders sind meist eingeschlechtlich. Die männlichen und weiblichen Blüten findet man je nach Art auf unterschiedlichen Pflanzen oder auch auf ein und derselben Pflanze. Nur in den weiblichen Blüten können Samen entstehen. Die männlichen Blüten dienen ausschließlich der Produktion von Pollen, der zur Befruchtung notwendig ist. Der Wacholder ist windblütig, die Pollenkörner werden durch die Luft verbreitet. Bei dieser ungerichteten, verschiedensten Zufällen unterworfenen Art der Pollenübertragung müssen sehr viele Pollenkörner zur Verfügung stehen, um eine ausreichend hohe Befruchtungsrate sicherzustellen.
Aus der befruchteten weiblichen Blüte reift die Wacholderbeere heran - ein Prozeß, der bis zu 2 Jahre dauern kann.

Der Wacholder war bereits den frühen Bewohnern Europas bekannt: In schweizerischen Pfahlbauten hat man angekohlte Wacholderbeeren gefunden. Über lange Zeit wurde das Nadelgehölz als wirksame Heil- und Zauberpflanze angesehen und verwendet. In einigen Gegenden Deutschlands und der angrenzenden Nachbarländer wurden Wacholderzweige beim Bau eines Hauses ins Fundament eingemauert, um böse Geister und Unglück zu vertreiben. Auch gegen die Pest und andere Seuchen sollte die Pflanze helfen.

Fast alle Teile des Heide-Wacholders enthalten tatsächlich medizinisch wirksame Substanzen. Wichtige Inhaltsstoffe sind verschiedene ätherische Öle, Bitter- und Gerbstoffe, Harzbestandteile, Pektin, Traubenzucker, Ameisen- und Essigsäure, Kalzium und essigsaures Mangan.

Das Holz des Wacholders ist meist rötlich gefärbt und kann sehr dekorativ gemasert sein. Es wird meist nur lokal zur Herstellung von Drechslerarbeiten verwendet, da für eine weitere Nutzung die nötigen Bestände fehlen.

Arten

An dieser Stelle sollen die wichtigsten Arten vorgestellt werden. Von diesen gibt es meist zahlreiche Zierformen, die nicht im einzelnen besprochen werden können. Entsprechende Auskünfte werden jedoch die Fachbetriebe, bei denen man die Pflanzen erwerben kann, gerne geben.

Aus Asien stammt der China-Wacholder, Juniperus chinensis. Er wächst pyramidal baumförmig und erreicht dabei eine Höhe von bis zu 9 m. Er bildet Nadeln und Schuppenblätter aus. Das Laub ist grün bis blaugrün, die Beerenzapfen sind bläulich bereift. Verschiedene Sorten (z.B. "Blaauw", "Plumosa Aurea" oder "Globosa Cinerea") bleiben wesentlich niedriger als die Wildform der Art. Manche Kultursorten zeigen eine breit ausladende Wuchsform oder abweichende (oft gelblich-grüne) Nadelfärbung.

Der Heide-Wacholder, Juniperus communis, kann in bestimmten Regionen Deutschlands das Landschaftsbild entscheidend prägen. Bekanntestes Beispiel ist die Lüneburger Heide, wo dieser Wacholder neben dem Heidekraut eines der dominierenden Gewächse ist. Großflächige Heiden sind in Mitteleuropa erst durch den Menschen entstandene Kulturlandschaften. Die ursprünglich vorhandenen Bäume wurden geschlagen, da das Holz benötigt wurde, und Beweidung verhinderte ein Nachwachsen des Waldes.
Da die grasenden Tiere Wacholderpflanzen nicht anrühren, werden diese indirekt gefördert und können, obwohl sie sehr langsam wachsen, im Laufe der Zeit große Bestände bilden. Messungen haben ergeben, daß einzelne Exemplare ein Alter von fast 300 Jahren erreichen. Der Heide-Wacholder wächst aufrecht säulenförmig und wird über 7 m hoch. An manchen Standorten bilden die Pflanzen auch bis zu 15 m hohe Bäume. Die in Dreierquirlen stehenden spitzen Nadeln sind meist blaugrün und zeigen auf der Oberseite l oder 2 weiße Längsstreifen. Eine der beliebtesten Formen ist Juniperus communis var. hibernica, der Säulenwacholder, der eine besonders schlanke Wuchsform besitzt.

Das Verbreitungsgebiet der Art umfaßt ganz Europa, Nordasien bis nach Nordchina, Nordamerika und Nordafrika.

Der Kriechwacholder, juniperus horizontalis, kommt aus Nordamerika. Er wird nur etwa 30 cm hoch. Seine lang wachsenden Äste tragen blaugrüne Nadeln und Schuppenblätter und kriechen über den Boden. Dabei bilden sie sproßbärtige Wurzeln. Auf diese Weise können die Pflanzen größere Flächen bedecken.

Ebenfalls ein niedriger, mehr oder weniger kriechender Strauch ist Juniperus sabina, der Sadebaum. Er trägt auch den Namen Stink-Wacholder, da seine Äste beim Zerreiben streng und unangenehm riechen. Ältere Exemplare bilden nur noch Schuppenblätter, keine Nadeln mehr. Natürliche Vorkommen dieser giftigen Pflanze findet man in den trokkenen Felsstrauchgesellschaften der kontinentalen Inneralpen.

Ein vielgepflanzter Wacholder ist Juniperus squamata. var. meyeri. Der Strauch zeigt eine aufrechte Wuchsform und kann bis zu 5 m hoch werden, wächst aber extrem langsam und erreicht diese Höhe erst nach vielen Jahren. Seine Nadeln sind dekorativ bläulichweiß gefärbt.

Baumförmig ist Juniperus virginiana aus dem östlichen Nordamerika. Er kann bei l m Stammdurchmesser bis zu 30 m Höhe erreichen. Junge Bäume sind meist schlank pyramidal, ältere dagegen breiter ausladend. Das Holz wird in größerem Umfang zur Herstellung von Bleistiften verwendet. Die Nadeln stehen nur an den Haupttrieben in Dreierquirlen, sonst paarig einander gegenüber. Auch von dieser Art gibt es zahlreiche Formen, die in Färbung und Wuchs von der Normalform abweichen.

Standort und Vermehrung

Wacholder sind unproblematische Gartenpflanzen, die sich besonders gut in Heideoder Steingärten einfügen. Sie können aber auch im Koniferenbeet oder an jeder anderen Stelle des Gartens gepflanzt werden. Am günstigsten ist die Einzelstellung der Pflanzen, so daß ihre Wuchsform gut zur Geltung kommt.
In bezug auf den Boden stellen die Wacholder-Arten keine besonderen Ansprüche. Sie sind auch recht anpassungsfähig hinsichtlich der Lichtverhältnisse. Am besten gedeihen die meisten Formen an sonnigen bis halbschattigen Plätzen, aber man findet auch solche, die sich im Schatten wohl fühlen. Besonders im Winter kann übermäßige Sonnenbestrahlung bei gefrorenem Boden schaden, da die Pflanzen dann austrocknen. Die Vermehrung erfolgt meist durch Stecklinge, seltener durch Ableger. Samen keimen oft erst nach vielen Monaten, und die Aufzucht der Jungpflanzen ist langwierig. Aus diesem Grund kauft man die Wacholderpflanzen, die man im Garten setzen möchte, am besten in einem Fachbetrieb, wo auch schon etwas größere Exemplare angeboten werden.

Verwendung

Verwendet werden im allgemeinen die reifen Beeren, die man im Herbst sammelt.
Bereits im Altertum war die Pflanze für ihre harntreibende und antiseptische Wirkung bekannt. Pfarrer Kneipp entwickeite eine Wacholder-Kur zur Heilung von Magenbeschwerden. Vor längerfristiger Einnahme der Beeren wird allerdings gewarnt! Schwangere und Nierenkranke solten das Gweürz meiden. Es kommt in solchen Fällen leicht zu Nierenreizungen.

Wacholder paßt zu Wildgerichten oder Sauerkraut.

Die Wacholderbeeren können bis zu 30% Zucker enthalten. Dieser hohe Zuckergehalt macht ein Vergären und anschließendes Destillieren möglich: Das Endprodukt ist ein unter dem Namen Genever oder Gin bekannter Wacholder-Schnaps.

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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 23.01.2018