Pfingstrose

Andere Namen: Paeonia, Bauernrose

Großblütige Stauden, Halbsträucher oder Sträucher, die seit vielen hundert Jahren in Kultur sind.
Standort: Sonnig-warm, nicht zu feucht, in nährstoffreichem, tiefgründigem, nicht zu schwerem Boden.
Höhe: 30 bis 200 cm, je nach Art und Sorte.
Blütezeit: Zwischen April und August.
Vermehrung: Durch Teilung oder Aussaat.

Die allseits bekannte Pfingstrose gehört zu den größtblütigen Gartenpflanzen. Die größten Blütenwunder sind aber erst durch jahrhundertelange züchterische Arbeit entstanden, die vor allern in China und Japan begeisterte Anhänger fand. Dies wundert nicht, da die meisten der 33 Arten aus der Gattung Paeonia aus Ostasien stammen. Aber auch im nordwestlichen Nordamerika und in fast ganz Europa und Asien ist die Familie der Pfingstrosengewächse (Paeoniaceae) mit ihrer einzigen Gattung vertreten. Wegen der zahlreichen Staubgefäße, der unverwachsenen Fruchtblätter und der unregelmäßig geteilten Laubblätter hat man diese Pflanzen lange Zeit zu den Hahnenfußgewächsen (Familie Ranunculaceae) gerechnet. Durch neuere Untersuchungen wurden aber schon ältere Vermutungen unterstützt, daß sie mit einer ganz anderen Pflanzengruppe viel näher verwandt seien. Immerhin sind sie auf diese Art zu ihrer eigenen Familie gekommen.
Der wissenschaftliche Name der Gattung leitet sich aus dem Griechischen her. So soll nach dem Dichter Homer der Entdecker der Pflanze, der Gott Paeon, den von Herkules verwundeten Gott Pluto damit wieder geheilt haben. Nach einer anderen Sage, die Vergil in seiner Änäis verewigt hat, habe die Göttin Diana den von den Pferden seines Vaters Theseus getöteten Virbios wieder auferweckt. Offenbar wurden früher große Heilkräfte von dieser wunderbaren Pflanze erwartet.

Die verschiedenen Arten bilden einen unterirdischen Wurzelstock aus, von dem alljährlich die krautigen Stengel abzweigen und ihre geteilten Blätter sowie die schönen, großen Blüten entfalten.
Bei einigen Arten verholzen die Stengel und sterben entweder jährlich bis kurz über den Erdboden ab oder bilden auf die Dauer einen sparrig verzweigten Strauch. Die Einzelblüten bestehen aus meist je 5 grünlichen Kelch- und farbigen Kronblättern. Ihnen folgen nach innen die zahlreichen gelblichen Staubblätter und die meist 3 bis 5 Fruchtblätter. Aus diesen entwickeln sich nach erfolgreicher Bestäubung mehrere aufplatzende Balgfrüchte, die die manchmal auffallend gefärbten Samen präsentieren. Alle Teile der Pflanzen sind giftig, was man bei der Pflege berücksichtigen sollte.

Arten

Die bei uns wohl bekannteste Art ist die in fast allen Bauerngärten angepflanzte Echte Pfingstrose, P. officinaiis. Sie kommt bei uns an lichten, felsigen Berghängen natürlich vor. Dabei ist sie in Tirol relativ selten, häufiger aber in den Süd- und Westalpen. Woanders ist sie als Kulturpflanze oft anzutreffen, gelegentlich sogar verwildert. Ihr weiteres Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Frankreich bis nach Ungarn und Albanien.
Ihre krautigen Stengel werden etwa 30 bis 80 cm hoch. An ihnen sitzen die doppelt dreizähligen Blätter, die an der Unterseite hellgrün wachsig bereift sind, und die einzeln stehenden, dunkelroten Blüten. Diese erscheinen meist von Mai bis Juni und können 7 bis 13 cm Durchmesser erreichen. Es sind auch einige Formen mit gefüllten Blüten in Kultur. "Alba Plena" blüht weiß, "Rosea Plena" trägt rosafarbene Blüten, und "Rubra Plena" prangt mit leuchtendroten Blütenbällen.

Der wissenschaftliche Name bedeutet soviel wie "in der Heilkunde verwendet". Alkoholische Extrakte wurden schon seit langer Zeit als Mittel gegen Gelbsucht, Nieren- und Blasenleiden benutzt. Wegen der Giftigkeit der Droge ist aber von derartigem Gebrauch abzuraten. Die Anwendung bei Kindern gegen Gicht und beim Zahnen in Form von umgehängten Ketten aus aufgezogenen Samenkörnern oder auf die Brust aufgelegten Wurzelstücken ist nicht ganz ernst zu nehmen. Heutzutage gewinnt man in der Homöopathie aus der frischen, im Frühjahr ausgegrabenen Wurzel ein Mittel gegen Gicht und Rheuma. Wegen der in diesem Rahmen sehr geringen Konzentrationen ist die Behandlung unter Anleitung eines Arztes durchaus vertretbar. Allen Hausmitteln auf der Basis aufgebrühter Blüten oder Wurzeln ist höchstes Mißtrauen entgegenzubringen, da starke Reizungen des Darmtraktes und der Nieren die Folge sein können.

Von Südeuropa und Nordafrika bis in den Kaukasus verbreitet ist die ebenfalls rotblühende P. mascula. Ihr wissenschaftlicher Name bedeutet "männlich" und bezieht sich auf die im Vergleich zur vorigen Art gröber gegliederten Blätter. Die zuerst besprochene Art wurde früher auch P. foemina. - die "weibliche" - genannt.
Auch diese Art blüht von Mai bis Juni mit 8 bis 14 cm breiten Blüten. Wegen ihrer bunten Fruchtstände wurde sie früher auch P. corallma genannt.

Eine Reihe ähnlicher Arten findet man wildwachsend im südlichen Europa bis nach Kleinasien. Von der Bauernpfingstrose, P. officinalis, wird gelegentlich die Varietät humilis als eigene Art abgetrennt. Sie sieht ähnlich wie die Typusart aus, bleibt aber insgesamt niedriger. Sie kommt aus Südwesteuropa und eignet sich hervorragend für den Steingarten.
Auf die Balearen ist P. cambessedesii beschränkt. Ihre tiefrosa Blüten werden bis etwa 10 cm breit und sitzen von Mai bis Juni an etwa 50 cm hoch werdenden Stengeln. Die ledrigen Blätter sind meist doppelt dreizählig gegliedert und auf ihrer Unterseite purpurn gefärbt. Die Art ist leider nicht ganz frostresistent und bedarf in milderen Lagen guten Winterschutzes. Ansonsten lohnt es sich, sie im Kalthaus kühl, aber frostfrei zu überwintern.
Etwas empfindlich sind manchmal die schönen Zuchtformen von P. peregrina. Es gibt sie auch in orangeroten oder salmrosa Tönungen. Die Art selber blüht von Mai bis Juni lackrot bis purpurfarben. Die bis zu 12 cm breiten Blüten stehen in bis zu 60 cm Höhe. Heimisch ist die Art von Italien bis nach Südrumänien. Sie wird auch manchmal noch unter den alten Namen P. decora oder P. lobata gehandelt.

Mit ihren fein zerteilten Blätter, die der noch nicht blühenden Pflanze die entfernte Ähnlichkeit mit einer Bärenfellmütze verleihen, fällt die kleine P. tenuifolia etwas aus dem Rahmen. Die einzelnen Blattabschnitte sind weniger als 0,5 cm breit und glänzend hellgrün. Die leuchtendroten Blüten erscheinen wie bei den meisten Arten von Mai bis Juni. Die Art ist von Südosteuropa über Kleinasien bis in den Kaukasus verbreitet und bedarf bei uns leichten Winterschutzes. Durch ihre geringere Größe und ihre Vorliebe für trockenere, sonnig-warme Standorte eignet sie sich gut für den Steingarten.
Schwefel- bis hellgelbe Blüten, die schon von April an bis in den Mai erscheinen, machen die reizvolle P. mlokosewitschii zu etwas Besonderem. Die zarte Schönheit dieser nur als Wildart kultivierten Pflanze tröstet schnell über die Schwierigkeiten hinweg, ihren Namen richtig auszusprechen. Ihre Heimat hat die Art im mittleren Kaukasus. Ideal zu den großen, duftenden Schalenblüten passen die bläulich-bereiften, unterseits behaarten Blätter, die oft auch noch rötlich überlaufen sind. Leider ist es noch nicht gelungen, sie als Elternteil frühblühender Hybriden zu gewinnen.

Aus dem fernen chinesischen Kansu stammt die mit 20 bis 30 cm Höhe glänzend für den Steingarten geeignete P. veitchii. Ihre rötlich-purpurnen Blüten erscheinen, meist zu mehreren pro Stengel, erst zwischen Juni und August. Die letzte Art dieser krautigen Gruppe ist die wohl am häufigsten angepflanzte Art aller Pfingstrosen überhaupt. Es handelt sich um die von Ostsibirien über Korea und China bis nach Tibet verbreiteten P. lactiflora. Die Chinesische Pfingstrose läuft manchmal auch noch unter den älteren Namen P. albiflora. oder P. chinensis. Während der vielen Jahrhunderte, die diese Art schon in Kultur ist, haben besonders chinesische und japanische Gärtner mit Feingefühl und Geduld unüberschaubar viele Zuchtformen hervorgezaubert.

Auch heute noch sind begeisterte Paeonienfreunde aus aller Welt dabei, diese Vielfalt zu erweitern. Inzwischen werden die vielen Züchtungen in etliche, immer noch unüberschaubare Gruppen eingeteilt. Die 2 großen Hauptgruppen haben entweder einfache schalenförmige oder gefüllte, manchmal fast ballförmige Blüten. Je nach Blütebeginn, der zwischen Mai und Juni liegt, wird zwischen früh-, mittel- und spätblühenden Sorten unterschieden. Da fast alle Farben vertreten sind, auch in Kombinationen, kann man auch verschiedene Farbgruppen aufstellen. Bei der Zusammenstellung kann auch noch die Höhe, die zwischen 70 und 120 cm liegt, eine Rolle spielen.
Hier mit einer Aufzählung verschiedener Sorten zu beginnen, würde den Rahmen sprengen. Bei näherem Interesse richte man sich am besten an einen auf Paeonien spezialisierten Betrieb, der einem die Entscheidung für die eine oder andere Sorte erleichtern kann.

Zu der Gruppe der verholzenden Arten, die alle aus Ostasien kommen, gehört die gelbblühende Art P. lutea. Sie ist beheimatet in China und Tibet, wo sie einen mehr oder weniger breit wachsenden Strauch bildet. Die überhängenden, großen Blüten sind leuchtendgelb und erscheinen von Mai bis Juni. Mit etwas Winterschutz wird die Art bei uns bis zu 1,5 oder selten 2 m hoch. In kalten Lagen wird sie weiter zurückfrieren.
In ihrer Heimat Yünnan und Sinkiang wird die tiefrot blühende P. delavayi bis zu 6 m hoch. Je nach Lage erreicht sie bei uns aber nur 2 m. Oft bleibt sie sogar noch niedriger. Ihre im Juni erscheinenden Blüten sind zwar relativ klein, doch lohnt es sich allein schon wegen der zierlichen Belaubung, diese Art anzupflanzen. Die dreizähligen Blätter sind schmal und tief geschlitzt und unterseits graugrün bereift.
Schon seit über 1000 Jahren ist die von Nordwest-China über Tibet bis nach Bhutan verbreitete Strauch- oder Baumpaeonie P. suffruticosa in Kultur. Aus ihr sind besonders in Japan viele überwältigend schöne Zuchtformen entstanden. Die mehr oder weniger sparrig verzweigten Sträucher werden selten höher als 1,5 m. An den holzigen Zweigen entspringen die im Austrieb purpurroten Blätter, die sich später bläulich-grün umfärben. Zwischen Mai und Juni erscheinen die riesigen, meist gefüllten Blüten, die bei einigen Zuchtformen bis über 20 cm Durchmesser erreichen können. Die Farbskala reicht von Weiß über Rosa und Rot bis ins Violette. Es gibt auch einige gelbe Sorten. Alle aber besitzen einen edlen Seidenglanz. Junge Sträucher bringen leider nur wenige Blüten pro Jahr, doch bei älteren sind schon über 150 Einzelblüten gezählt worden. Da muß man schon darauf achten, daß nach einem heftigen Regenschauer nicht die Zweige durch die schweren Blüten abbrechen. Besonders unter den japanischen Sorten sind die gelungensten oft mit sehr ausgefallenen Namen versehen. Wer möchte, kann sich die "Welt des Mondes" oder den "Glanz des goldenen Lichtes" in den Garten pflanzen.

Standort, Pflege und Vermehrung

Alle Pfingstrosen brauchen einen vollsonnigen, möglichst geschützten Standort auf tiefgründigem, nährstoffreichem Boden. Arten wie P. suffruticosa und P. officinalis bevorzugen leichtere, sandige, P. lactiflora. schwerere, kalkhaltige Böden, die nicht zu trocken sein sollten. Der Strauchpaeonie sollte man auch Schutz vor Morgensonne und winterlicher Feuchtigkeit gewähren. Bis auf gelegentliche Gaben stickstoffarmen Düngers - frischen, organischen Dünger vertragen sie nicht -, Abschneiden der abgeblühten Teile, ausreichendes Feuchthalten während der Blütezeit, gelegentliches Lockern des Bodens und herbstliches Abschneiden der krautigen Teile bis zum Boden verlangen Päonien keine besondere Pflege. Sie können und sollten möglichst lange ungestört an ihrem Platz stehen, denn jegliches Umpflanzen bekommt ihnen nicht immer. Pflanzung und Vermehrung durch Teilung der Wurzelstöcke finden am besten zwischen September und Oktober statt. Dabei muß man beachten, daß die Augen höchstens 5 cm mit Erde bedeckt werden. Bei veredelten Strauchpaeonien sollte die Veredelungsstelle aber mindestens 5 cm tief liegen.
Die Vermehrung findet bei den krautigen Arten über Teilung der Wurzelstöcke, bei den strauchigen Arten meist durch Veredelung statt. Aussaat ist auch möglich, doch brauchen die Pflanzen sehr lange bis zur 1. Blüte. Außerdem schwächt Samenansatz die Mutterpflanze.

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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 25.09.2016